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Arthur, der König der Lüfte – Ein Bartgeier mit großer Verantwortung

2024-12-20

Autor: Nina

Im Tierpark Goldau in der Schweiz war die Spannung groß: Würde es in diesem Jahr einen Bartgeier-Nachwuchs geben oder nicht? Nachdem es in den vorherigen Jahren wenig Glück gab, gab es dieses Jahr Hoffnung, als das erfahrene Bartgeierpaar Mascha und Hans ein Ei legte. Um die Brutzeit optimal zu unterstützen, wurde das Ei in einen Brutkasten verlegt und dort liebevoll gepflegt, bevor es zurück zu den Eltern gelegt wurde. Und siehe da, das erfolgreiche Ergebnis heißt Arthur.

Der kleine Bartgeier sollte nach 90 bis 100 Tagen in einem speziellen Horst in den Alpen ausgewildert werden. Doch überraschend kam die Entscheidung: Arthur wird nicht in die Freiheit entlassen. "Die Genetik der Bartgeier ist in den Alpen bereits gut vertreten, und aus diesem Grund haben wir beschlossen, ihn nicht aus wildern", erklärt Pascal Marty, Kurator und Zoologischer Leiter des Tierparks Goldau.

Stattdessen wird Arthur als Zuchtvogel im Tierpark bleiben und hat bereits eine passende Partnerin gefunden. "Wir haben ein Weibchen, das sehr gut zu ihm passt", fügt Marty hinzu. Obwohl Arthur noch jung ist, sieht der Tierpark eine vielversprechende Zuchtzukunft für die beiden. Die Nachkommen von Arthur und seiner Partnerin Nina sollen dann wieder Chancen auf ein Leben in der Wildnis bekommen.

Doch Arthur ist nicht der einzige Bartgeier, der in den Schweizer Alpen ein neues Zuhause findet. Drei weitere Bartgeier, Gaia, Paradiso und Aurora, wurden aus Zoos und Zuchtprogrammen in Österreich, Frankreich und Spanien nach Melchsee-Frutt gebracht. Bevor sie in die Freiheit entlassen wurden, erhielt jeder von ihnen GPS-Sender und Flügelmarkierungen zur besseren Verfolgung. Obwohl die jungen Bartgeier theoretisch selbständig werden müssen, werden sie in der Übergangsphase weiterhin von Fachleuten der Stiftung pro Bartgeier unterstützt, bis sie flügge sind.

Die Herausforderung bei der Auswilderung ist jedoch groß. In anderen europäischen Ländern, wie in Teilen Frankreichs, fehlt es den Jungtieren häufig an ausreichend Nahrung. In solchen Regionen ist es notwendig, tote Huftiere zu platzieren, um die Neulinge zu unterstützen, was in der Schweiz nicht erforderlich ist, da im Frühling genügend natürliche Futterquellen zur Verfügung stehen.

Pascal Marty betont: "Das Gleichgewicht in der Natur ist noch nicht vollständig hergestellt. Dies erfordert einen genetischen Austausch zwischen Bartgeiern aus verschiedenen Regionen, um letztendlich die Populationen zwischen den Alpen und den Pyrenäen wieder nachhaltig zu verknüpfen." Diese Anstrengungen sind essenziell für die langfristige Gesundheit der Bartgeierpopulationen in Europa, denn nur durch Zusammenarbeit können wir das Überleben dieser majestätischen Vögel sichern.

Bis zur vollständigen Erholung der Bartgeierpopulationen wird Arthur im Tierpark Goldau jedoch eine wichtige Rolle beim Erhalt der genetischen Vielfalt innerhalb der europäischen Bartgeierkultur spielen. Und wer weiß, vielleicht wird Arthur eines Tages doch noch der König der Lüfte – in der Wildnis.