Gesundheit

Alarmstufe Rot: Forscher warnen vor der Schaffung von Spiegelleben

2024-12-25

Autor: Simon

In der faszinierenden Welt der Biologie existieren die meisten molekularen Bausteine des Lebens in zwei Formen, die sich wie ein Bild und sein Spiegelbild gegenüberstehen – so wie es auch bei den menschlichen Händen der Fall ist. Die DNA und RNA aller Lebewesen bestehen ausschließlich aus sogenannten "rechtshändigen" Nukleinsäuren, während die Zellbausteine, die Proteine, aus "linkshändigen" Aminosäuren aufgebaut sind. Diese asymmetrische Anordnung wirft einige Fragen auf: Warum ist das so? Und was, wenn es anders wäre?

Wissenschaftler forschen seit Jahren aktiv an der Idee des sogenannten Spiegellebens, das heißt lebenden Zellen, in denen die Moleküle spiegelbildlich angeordnet sind. Das Ziel dieser Forschung ist nicht nur theoretischer Natur – Forscher erhoffen sich durch die Entwicklung dieser Spiegelleben innovative Medikamente mit weniger Nebenwirkungen und neue Therapien für bislang schwer behandelbare Krankheiten. Zudem könnten neuartige Materialien mit unkonventionellen Eigenschaften für Elektronik und Optik entstehen.

Einige der bedeutendsten Forschungsinstitute, darunter auch die U.S. National Science Foundation, haben bereits Millionen von US-Dollar in Projekte investiert, die sich mit der Erzeugung von Spiegelbild-Zellen beschäftigen. Das ultimative Ziel? Einen voll funktionsfähigen organischen Organismus auf Basis dieser Spiegelbild-Moleküle zu kreieren.

Die Zeit wird jedoch drängend: Experten schlagen Alarm und warnen, dass wir möglicherweise schon in nur zehn Jahren mit der Erschaffung von Spiegelleben konfrontiert werden könnten – mit potenziell katastrophalen Folgen.

Katarzyna Adamala, eine Biochemikerin, die vor fünf Jahren an der Erforschung dieser Spiegelorganismen beteiligt war, hat daher einen sofortigen Forschungsstopp gefordert. Ihre Forderung wird von 37 weiteren führenden Wissenschaftlern unterstützt, darunter Nobelpreisträger wie Greg Winter und Jack Szostak. Die Fahrzeugwarnung zeigt die Dringlichkeit der Situation: Mikrobiologe Vaughn Cooper von der Universität Pittsburgh bezeichnet die Bedrohung durch diese neuen Organismen als „beispiellos“. Spiegelbakterien könnten das Immunsystem umgehen und möglicherweise „tödliche Infektionen“ hervorrufen, die sich unkontrollierbar verbreiten.

Ein zusätzliches und alarmierendes Risiko besteht darin, dass herkömmliche Antibiotika möglicherweise gegen diese Spiegelbakterien unwirksam sind. Die einzigartigen Eigenschaften der Spiegelzellen könnten es ihnen ermöglichen, viele der biologischen Barrieren zu umgehen, die Epidemiologen und Biologen bisher schützten.

In den Wochen vor ihrer Warnung haben die Forscher nach Beweisen für die Sicherheit ihrer Arbeiten gesucht. Der Hintergrund dieser Befürchtungen: Was wäre, wenn ein synthetisches Spiegelbakterium aus einem Labor entwischte oder als biologische Waffe freigesetzt würde? Leider mussten sie feststellen, dass es keine ausreichenden Beweise gibt, um eine solche außergewöhnliche Gefahr zu widerlegen.

Im Zuge des Aufrufs fordern die Wissenschaftler nicht nur, dass die Forschung vorerst gestoppt wird, sondern auch, dass eine weltweite Diskussion über den Umgang mit diesen potenziell gefährlichen Entwicklungen geführt wird.

Es ist jedoch zu bedenken, dass es in der wissenschaftlichen Gemeinschaft auch andere Meinungen gibt. Einige Stimmen, wie die des Biowissenschaftlers Andrew Ellington von der University of Texas in Austin, verweisen darauf, dass wir noch vor enormen technischen Herausforderungen stehen, bevor wir einen solchen Spiegelorganismus tatsächlich schaffen können. Viele glauben, dass wir noch mindestens 30 Jahre davon entfernt sind, denartiges zu realisieren.

Der apokalyptische Ton der Warnungen könnte jedoch in den Hintergrund treten, wenn man bedenkt, dass ähnliche Aufrufe in der Vergangenheit bezüglich der Gentechnologie und Künstlichen Intelligenz weitgehend ungehört geblieben sind. Könnte es sein, dass die Angst der Forscher vor dem Spiegelleben eines Tages nur als weiteres Kapitel in der Geschichte der Wissenschaft betrachtet wird – oder ist der Ernst der Lage tatsächlich größer, als wir denken? Die Zukunft wird es zeigen.