AKW-Neubauverbot - Sind neue Kernkraftwerke wirklich wirtschaftlich sinnvoll?
2024-12-24
Autor: Mia
Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse zeigt sich erfreut über die Äußerungen des Bundesrates hinsichtlich möglicher neuer Kernkraftwerke. Alexander Keberle, der Leiter für Energie, Infrastruktur und Umwelt, erklärt, dass die Schweiz bis 2050 ihre Stromproduktion verdoppeln muss, um den wachsenden Bedarf, sowohl von Haushalten als auch von der Industrie, zu decken. "Wir können es uns nicht leisten, auf wichtige Technologien zu verzichten," betont Keberle.
Kernkraft wird aber laut Keberle bis 2050 kaum zur Stromproduktion beitragen können, da der Planungs- und Bauprozess für neue AKWs Jahre in Anspruch nehmen würde. Dennoch sei es wichtig, die Option der Kernkraft für die Zukunft offen zu halten. Besorgniserregend ist, dass Länder wie China und verschiedene europäische Staaten sowie die USA stark in die kerntechnische Technologie investieren.
Eine hitzige Debatte um die Notwendigkeit neuer AKWs gibt es schon lange. Kritiker betonen, dass die Schweiz auch nach der Schließung der vier bestehenden Kernkraftwerke über ausreichend Produktionskapazitäten dank Wasserkraft verfügen wird, um Schwankungen erneuerbarer Energiequellen auszugleichen. Nils Epprecht von der Schweizerischen Energiestiftung warnt: "Die Diskussion um neue AKWs lenkt ab. Wenn wir weniger in Sonne und Wind investieren, wäre das katastrophal."
Michael Frank, Direktor des Verbands der Schweizerischen Elektrizitätswerke, widerspricht und weist darauf hin, dass der Sektor bereits zahlreiche Projekte im Bereich Solar-, Wind- und Wasserkraft in der Pipeline hat. "Die Elektrizitätswirtschaft hat das Engagement, diese Projekte umzusetzen. Es wird keine Mittel fließen, nur weil eine andere Option diskutiert wird," so Frank.
Die Frage der Investitionssicherheit ist ebenfalls von zentraler Bedeutung. Michael Frank macht deutlich, dass die Branche bereits jetzt mit ungewissen Rahmenbedingungen konfrontiert ist. "Wenn die Planungszeit für einen Windpark 15 Jahre und für Wasserkraftwerke sogar über 20 Jahre beträgt, darstellt das keine Investitionssicherheit. Wir haben bereits genug Unsicherheit."
Die Meinungen über die wirtschaftliche Notwendigkeit neuer Kernkraftwerke klaffen weit auseinander. Einige Experten warnen vor einer Illusion, dass die Schweiz auf Kernkraft angewiesen ist, während andere die technische Möglichkeit einer wirtschaftlichen Betreibung der AKWs infrage stellen. In der Tat fehlen seit Jahrzehnten belastbare Erfahrungen im Neubau von Kernkraftwerken in der Schweiz, und bisher gibt es weltweit nur wenige neue AKW-Bauten außerhalb Chinas. Die Debatte könnte entscheidend dafür sein, in welche Richtung sich die Energiepolitik der Schweiz entwickeln wird, und es bleibt spannend zu beobachten, ob neue Kernkraftwerke tatsächlich eine Rolle in dieser Zukunft spielen werden.