Wissenschaft

Abschied vom Weltraumteleskop Gaia: Eine Ära geht zu Ende!

2025-01-21

Autor: Lukas

Das europäische Weltraumteleskop Gaia hat nach elf Jahren im All seine wissenschaftliche Tätigkeit eingestellt – und dies markiert das Ende einer der bedeutendsten Missionen der Astronomie. Gaia war im wahrsten Sinne des Wortes ein „Auge“ im All, das Milliarden von Sternen, Quasaren und Asteroiden kartierte. Es lieferte fundamentale Einblicke in die Struktur und Geschichte unserer Milchstraße, die für zukünftige Generationen von Astronomen von unschätzbarem Wert sein werden.

Seit Dezember 2013 hat Gaia vom Lagrangepunkt 2, etwa 1,5 Millionen Kilometer hinter der Erde, aus die Milchstraße untersucht. Mit einer Vielzahl von Teleskopen und Sensoren beobachtete das Teleskop hunderte kosmischer Objekte pro Sekunde und sammelte entscheidende Daten über ihre Entfernung, ihr Spektrum und ihre Bewegung. Die umfangreichen Datenkataloge des Teleskops haben uns viele neue Erkenntnisse über unsere Galaxie und ihre vielen Geheimnisse beschert.

Ein Revolutionäres Erbe für die Wissenschaft

Dank der Daten von Gaia konnten Astronomen den Stammbaum unserer Milchstraße rekonstruieren, das Phänomen des Sternendiebstahls und Galaxienklaus ergründen und die Radcliffe-Welle entdecken – eine gigantische, oszillierende Struktur von Sternen und Gas in unserer Galaxie. Die Datensätze von Gaia sind die bislang umfassendsten und genauesten Karten unserer Galaxie, und sie haben unser Verständnis von der Milchstraße revolutioniert.

„Selbst grundlegende Annahmen wurden durch diese Daten revidiert“, erklärt Stefan Payne-Wardenaar vom Max-Planck-Institut für Astronomie. Die Gaia-Daten erlauben es Wissenschaftlern zudem, die Ursprünge und das Alter der Galaxie sowie ihr zukünftiges Schicksal zu erforschen. Darüber hinaus hat Gaia die Bahnen von über 150.000 Asteroiden, 1,3 Milliarden Quasaren sowie unzähligen weiteren kosmischen Objekten kartiert.

Das Ende einer epischen Reise

Nach mehr als einem Jahrzehnt im All neigt sich der Treibstoff des Teleskops dem Ende zu, was für die präzise Ausrichtung auf seine Objekte unerlässlich ist. Daher hat die europäische Weltraumagentur ESA beschlossen, den wissenschaftlichen Betrieb von Gaia am 15. Januar 2025 zu beenden. In den kommenden Wochen werden verschiedene Technologietests durchgeführt, bevor das Teleskop in einen „Friedhofsorbit“ um die Sonne manövriert wird, um sicherzustellen, dass es keine anderen Sonden gefährdet. Am 27. März 2025 wird Gaia schließlich abgeschaltet.

„Nach elf Jahren im All und der Überwindung von Mikrometeoriteneinschlägen und Sonnenstürmen hat Gaia nun ihren Datenbetrieb eingestellt. Wir feiern diese beeindruckende Mission, die sämtliche Erwartungen übertroffen hat und fast doppelt so lange dauerte wie ursprünglich geplant“, sagt ESA-Wissenschaftsdirektorin Carole Mundell. „Gaia hinterlässt ein wertvolles Erbe für zukünftige Generationen.“

Zukünftige Entdeckungen in den Datenkatalogen

Dieses Erbe wird auch durch zwei weitere Datenkataloge, die das Teleskop nach seinem Abschied veröffentlicht, ergänzt. Der vierte Datenkatalog wird bereits seit einiger Zeit vom Gaia-Team vorbereitet und ist für 2026 geplant. Er wird rund 500 Terabyte an Daten aus den ersten 5,5 Jahren der Mission umfassen. Ein fünfter, umfassender Katalog mit Daten der gesamten 10,5 Jahre soll bis Ende des Jahrzehnts herauskommen. „Wir werden in den kommenden Monaten jeden verfügbaren Daten-Tropfen von Gaia zur Erde herunterladen“, betont Rocio Guerra vom European Space Astronomy Centre in Madrid.

„Gaia ist die Entdeckungsmaschine des Jahrzehnts – ihre Auswirkungen werden noch lange spürbar sein“, sagt Anthony Brown, Leiter des Gaia Data Processing and Analysis Consortium (DPAC). Astronomen erwarten, dass die neuen Kataloge reich an neuen Entdeckungen und Erkenntnissen sein werden – nicht nur über unsere Milchstraße, sondern darüber hinaus.

Gaia sichtbar am Himmel

Wer in den nächsten Wochen ein Teleskop besitzt, kann Gaia sogar am Himmel beobachten. Im Rahmen der Technologietests wird sich das Teleskop bewegen und dadurch deutlich heller erscheinen – ein letztes Geschenk von Gaia an die Astronomie und die Amateure, die die Sterne beobachten möchten. „Gaia erhellt den Himmel zum Abschied“, sagt Gaia-Missionsmanager Uwe Lammers. Eine letzte Gelegenheit, das Erbe dieses bemerkenswerten Teleskops zu erleben!