Nation

55 Jahre Einkaufszentrum - Ein Einkaufsparadies mit Blutwurst und Muhammad Ali

2025-03-15

Autor: Louis

Vor 55 Jahren wurde das erste Schweizer Einkaufszentrum im aargauischen Spreitenbach eröffnet und sorgte für Aufsehen mit dem Spruch: „Wir bauen ein Paradies.“ Bei seiner Eröffnung im Jahr 1970 war das Einkaufszentrum wirklich wegweisend für die Zukunft des Einkaufens in der Schweiz.

Das Einkaufsparadies setzte Maßstäbe mit:

- 25.000 Quadratmetern Verkaufsfläche

- 60.000 Besuchern an Spitzentagen

- 2.300 Parkplätzen

- 50 Geschäften

Ein großer Besuchermagnet war der Boxchampion Muhammad Ali, der am 22. Dezember 1971 nach Spreitenbach kam, um Autogramme zu verteilen und das Einkaufserlebnis zu bereichern. Diese Events zogen nicht nur Familien an, sondern sorgten auch dafür, dass die Jugendlichen ihre Freizeit dort verbrachten. Eine Mutter äußerte 1979 Besorgnis über die von ihr als problematisch empfundene Jugendkultur im Einkaufszentrum.

Leider war die Komplexität des Ensemble nicht nur positiv: Im zugehörigen Hochhaus, das Teil des Einkaufszentrums war, kam es zu einer hohen Anzahl an Selbstmorden, was ihm den unfreiwilligen Übernamen „Blutwurst“ einbrachte. Dies war ein ernstes Problem, das die Bewohner und die Behörden nachhaltig beschäftigte.

Die Lage in Spreitenbach, wo die Aargauer Behörden den Abendverkauf zuließen, und die Nähe zur A1 Autobahn trugen wesentlich zum Erfolg bei, da das Einkaufen so noch bequemer wurde. Doch mit dem Anstieg der Besucherzahlen wuchs auch die Gemeinde, die von 2.000 Menschen in den 1960er Jahren auf über 12.000 heute angewachsen ist.

Der Architekt Walter Hunziker, der für die Planung des Einkaufszentrums verantwortlich war, blickt 50 Jahre später skeptisch auf die Entwicklungen zurück: „Wenn man es sich heute anschaut: Es ist nicht wirklich schön, es ist ein Durcheinander.“ Trotz dieser Kritik hat der komplexe Bau, heute bekannt als „Shoppi Tivoli“, in der Gegenwart überlebt und erzielt einen geschätzten Jahresumsatz von 400 Millionen Franken.

Im Laufe der Jahre hat das Einkaufszentrum zahlreiche humorvolle und unvergessliche Momente eingefangen. Eine Box, die 1990 aufgestellt wurde, ermöglichte es den Besuchern, ihren Frust loszuwerden. Ein älterer Mann gestand beispielsweise: „Ich bereue jeden meiner 650 Diensttage im Schweizer Militär und schäme mich dafür.“

Kürzlich führte das humoristische Format „Studio 404“ eine Umfrage im Einkaufszentrum durch, um die Meinung der Besucher zu Klimaschutz, Genderfragen und Einwanderung zu ergründen. Eine junge Passantin brachte es mit den Worten auf den Punkt: „Solange es nicht in Spreitenbach passiert ...“

Das Einkaufszentrum hat sich also nicht nur als Handelsplatz, sondern auch als gesellschaftlicher Standort etabliert, dessen Geschichten und Entwicklungen sich über die Jahre stark verändert haben.