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Zürich: Preiskrieg zwischen Fahrdienstanbietern eskaliert!

2025-04-08

Autor: Leonardo

In der Zürcher Taxibranche bricht ein neuer Preiskampf aus, der nicht nur lokale Anbieter betrifft, sondern auch internationale Giganten wie Uber auf den Plan ruft. Bereits 2016 hatten Taxiunternehmen in Zürich zusammen mit der Gewerkschaft Unia gegen Uber protestiert. Der Vorwurf: Uber halte sich nicht an die geltenden Gesetze und gefährde zehntausende Arbeitsplätze mit seinem Billigangebot. Fast ein Jahrzehnt später sieht sich die gesamte Branche erneut großen Herausforderungen gegenüber.

Mit dem Eintritt von Bolt, einem Anbieter aus Estland, wird der Preiskampf weiter angeheizt. Bolt, bekannt für seine E-Trottinetts, hat mittlerweile auch Fahrtenvermittlung in sein Portfolio aufgenommen und sticht mit aggressiven Preisen nicht nur gegen Zürcher Taxis, sondern auch die etablierten Billiganbieter wie Uber.

Neue Konkurrenz sorgt für Aufregung

„Wir sind sehr zufrieden“, sagt Jenovan Krishnan, der bei Bolt in der Schweiz für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Er gibt an, dass Bolt frischen Wind in den Fahrdienstmarkt gebracht hat. Doch trotz der Euphorie bleibt der Anbieter bei konkreten Zahlen und wichtigen Fragen zu den Arbeitsbedingungen vage.

Laut einem Urteil des Bundesgerichts sind Fahrtenvermittler verpflichtet, ihren Fahrern AHV-Beiträge zu zahlen. Während Bolt und Uber ihre Fahrer als selbstständig deklarieren, sieht das Gericht diese jedoch als Angestellte. Krishnan versucht, die Bedenken hinsichtlich der Arbeitskonditionen zu zerstreuen, versichert jedoch nicht konkret, dass die Fahrer nicht in Abhängigkeit geraten.

Alarmierende Löhne im Taxi-Sektor

Nicole Niedermüller von der Gewerkschaft Unia äußert sich hingegen besorgt über die ohnehin angespannten Arbeitsbedingungen in der Branche, die durch den Markteintritt von Bolt weiter verschärft werden. „Die aggressive Preispolitik von Bolt hat den Taxiplatz Zürich gehörig durchgeschüttelt“, warnt sie.

Die Lockpreise könnten Kunden zwar erfreuen, doch Niedermüller lässt durchblicken, dass diese nur möglich sind, weil die Löhne in der Branche extrem niedrig sind. Oft verdienen Taxifahrer nicht mehr als zwölf Franken die Stunde. „Die Taxibranche ist eine Tiefstlohnbranche“, sagt sie und betont, dass selbst selbstständige Chauffeure oft nicht über 4000 Franken im Monat hinauskommen.

Die Unia schätzt, dass jeder zweite Taxifahrer auf staatliche Unterstützung angewiesen ist, um über die Runden zu kommen. Niedermüller fordert den Kanton Zürich auf, die Arbeitsbedingungen der Fahrdienstanbieter genau zu überprüfen.

Regulatorische Maßnahmen in Aussicht

Die Zürcher Volkswirtschaftsdirektion hat auf die Forderungen reagiert und stellt klar, dass das Urteil des Bundesgerichts von 2023 im Kanton Zürich umgesetzt wird. In diesem Rahmen werden die Löhne der Fahrer überprüft sowie die Einhaltung der gesetzlichen Melde- und Bewilligungspflichten im Bereich Sozialversicherungsrecht.

Allerdings wird in den offiziellen Antworten nur auf Uber eingegangen, die Situation bei Bolt bleibt weiterhin unklar. Werden die Fahrer von Bolt auch in Zukunft ohne respektable Arbeitsbedingungen und soziale Absicherung arbeiten müssen?

Der Preiskampf in der Taxibranche hat nicht nur Auswirkungen auf die Fahrer, sondern auch auf die Sicherheit der Passagiere. Billiganbieter könnten dazu verleiten, Abstriche bei den Sicherheitsstandards zu machen, was potenziell gefährliche Folgen haben könnte.