Zinssenkung: SNB eilt in Richtung Nullzins – Was bedeutet das für die Schweizer Wirtschaft?
2024-12-12
Autor: Luca
Der Entscheid
Die vierte Zinssenkung in diesem Jahr hat in ihrer Deutlichkeit viele überrascht. Während die Schweizerische Nationalbank (SNB) bereits frühzeitig durchblicken ließ, dass sie von einem starken Rückgang der Inflation ausgeht, kam die rasche Abnahme der Teuerung auch für sie selbst überraschend. Dies zeigt sich darin, dass die Inflationsprognosen in letzter Zeit oftmals nach unten korrigiert wurden. Mit dem heutigen Beschluss, den Leitzins auf 0,5 Prozent zu senken, geht der neue Nationalbank-Präsident Martin Schlegel in die Offensive. Der energische Zinsschritt soll nicht nur die Wirtschaft ankurbeln, sondern auch verhindern, dass negative inflationsbedingte Trends zurückkehren. Zudem könnte er ein Zeichen sein, dass die SNB eine weitere Aufwertung des Schweizer Frankens nicht länger tolerieren wird.
Das Schreckgespenst Negativzinsen
Negative Inflation oder Deflation könnten die Schweiz erneut in die Fänge von Negativzinsen treiben – ein Zustand, den das Land im Herbst 2022 hinter sich gelassen hat, nachdem es über acht Jahre unter negativen Zinsen gelitten hatte. Nationalbank-Präsident Schlegel hat bereits betont, dass niemand zurück zu diesem Zustand will. Dennoch bleibt Negativzinsen ein mögliches Werkzeug der SNB, sollte es notwendig werden. Der heute beschlossene Zinsschritt soll die Wahrscheinlichkeit verringern, dass diese Maßnahme erneut in Betracht gezogen werden muss, schränkt aber gleichzeitig den Handlungsspielraum der Währungshüter für zukünftige Entscheidungen ein.
Ein Weihnachtsgeschenk für Eigentümer und Mieter
Die heutige Entscheidung der SNB könnte als „Good News“ für Eigenheimbesitzer und alle, die es werden möchten, beschrieben werden: Die drastische Zinssenkung macht insbesondere variable Saron-Hypotheken günstiger. Bei den weniger flexiblen Festhypotheken wird die Wirkung wahrscheinlich geringer ausfallen, da Zinssenkungen hier bereits reflektiert wurden. Auch Mieter könnten von den Änderungen profitieren. Der Referenzzinssatz, der für die Miethöhe relevant ist, wurde im Dezember zwar stabil gehalten, doch wird er im März voraussichtlich sinken – was zu einer Reduzierung der Mieten führen könnte. Gleichzeitig müssen private Haushalte sich auf noch niedrigere Sparzinsen einstellen.
Etwas Luft für die Exportwirtschaft
Sinkende Leitzinsen führen zudem dazu, dass der Schweizer Franken gegenüber ausländischen Währungen schwächer wird. Dies könnte den Druck auf Schweizer Exportfirmen verringern, da ihre Produktpreise dadurch wettbewerbsfähiger werden. Der starke Franken hat vielen Unternehmen, insbesondere den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), zu schaffen gemacht, wie der Verband Swiss Mechanic berichtet. Positiv für die Exportwirtschaft ist, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins nicht so stark senkt wie die SNB – nur um 0,25 Prozentpunkte. Diese Zinsdifferenz wird dazu führen, dass der Franken aus zinspolitischer Sicht unattraktiver wird, was ihn im Vergleich zum Euro abwertet.
Ausblick auf die Zukunft
Das aktuelle Jahr begann die Schweiz mit einem Leitzins von 1,75 Prozent. Nach dem heutigen großen Schritt liegt dieser nun bei 0,5 Prozent. Und es scheint, dass dies noch nicht das Ende sein könnte: Märkte und Ökonomen sind sich einig, dass die Nationalbank die Zinsen bis spätestens Ende 2025 weiter senken könnte – möglicherweise sogar auf null Prozent. Was bedeutet das für die Bürger? Die Unsicherheit bleibt hoch, insbesondere im Hinblick auf die Auswirkungen auf Kredite, Ersparnisse und die allgemeine wirtschaftliche Stabilität.