Technologie

Wien im Kryptofieber: Die Bundeshauptstadt wird zu einem europäischen Vorreiter

2025-01-14

Autor: Laura

Die aufstrebende Welt der Kryptowährungen hat Wien fest in ihren Griff genommen, und die Stadt entwickelt sich schnell zu einem bedeutenden Standort für Kryptounternehmen in Europa. Trotz der jahrelangen Bekanntheit von Bitcoin & Co. gibt es in Österreich bislang kaum umfangreiche Daten über die Branche, die von der Wirtschaftskammer gesammelt wurden. Dies zeigt jedoch auch, wie dynamisch und schnelllebig das Geschäftsfeld ist.

Ein besonders auffälliges Ereignis war die Entscheidung der globalen Kryptobörse Bybit, ihren europäischen Standort nach Wien zu verlegen. Dies ist ein klarer Indikator dafür, dass Wien als Anlaufstelle für internationale Kryptoaktoren immer attraktiver wird. Tatsächlich zeigen Berichte, dass bis zu einem Dutzend weiterer internationaler Kryptobörsen ebenfalls großes Interesse an einer Expansion in die Donaustadt haben.

Ein Grund dafür sind die regulatorischen Rahmenbedingungen, die mit der Einführung der neuen EU-Verordnung für Krypto-Assets (MiCAR) ab Ende 2024 einhergehen. Diese Regelung sorgt für klare Richtlinien und erleichtert gleichzeitig den Marktzutritt für neue Unternehmen. Eine MiCAR-Lizenz ermöglicht es Firmen, im gesamten EU-Gebiet zu operieren - ein entscheidender Vorteil, den viele Börsen anstreben.

Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat sich in der Krypto-Community einen hervorragenden Ruf erarbeitet, indem sie klar definierte Anforderungen für die Lizenzvergabe bereitstellt. Dies wurde kürzlich von Berthold Baurek-Karlic, dem Gründer der Investmentgesellschaft Venionaire Capital, hervorgehoben: „Die FMA hat viel Know-how im Kryptobereich aufgebaut, und ihre klare Gesetzgebung bezüglich Steuern und Regulierungen wird von internationalen Börsen dankend angenommen.“

Auch das Gespräch über die zukünftige Rolle der USA als Krypto-Standort bleibt spannend. Professor Horst Treiblmaier von der Modul University Vienna weist darauf hin, dass die amerikanische Politik einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Branche haben könnte. Sollten die USA tatsächlich eine krypto-freundliche Politik verfolgen, könnte dies viele Unternehmen anziehen, während die EU reagieren müsste, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Pläne von Bybit haben bereits einen „Push“-Effekt ausgelöst, der die FMA dazu bringt, strenge Kontrollen und Anforderungen aufrechtzuerhalten. Bislang haben einige der größten Spieler, darunter Bybit und Bitpanda, Anträge für eine Lizenz eingereicht, während sich insgesamt rund 20 Unternehmen um eine Genehmigung bis zur Jahresmitte 2024 bemühen dürften.

Wien bietet neben seiner regulatorischen Klarheit auch zentrale Standortvorteile: Die geografische Lage im Herzen Europas und die internationale Bekanntheit von Bitpanda haben ein wachsendes Netzwerk von Beratern, Anwälten und Steuerexperten hervorgebracht, welches die Stadt für Krypto-Investoren und -Unternehmen äußerst attraktiv macht.

Das Interesse an Steuerthemen rund um Kryptowährungen steigt, da das Finanzamt die ersten Informationen an Steuerzahler versendet. So wird im kommenden Jahr sogar eine Rekordnachfrage nach Krypto-Steuererklärungen erwartet, insbesondere durch Unternehmen wie Blockpit, die sich darauf spezialisiert haben.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Entwicklung von Web3, einer neuen Generation des Internets, die ebenfalls in Wien Vorzeigekraft entwickeln könnte. Dieses dezentralisierte Internet könnte durch Blockchain-Technologie spannende Möglichkeiten für Nutzer bieten.

Neuerdings verlegt die Kryptoratingagentur Bluechip ihren Sitz von den USA nach Wien, was auf die wachsende Bedeutung der Stadt für die Branche hinweist. Dennoch bleibt der Zugang zu klassischen Banken eine Herausforderung, da viele Banken zögern, mit Kryptounternehmen zusammenzuarbeiten.

Trotz der dominierenden Wahrnehmung, dass die Krypto-Branche hauptsächlich durch Bitcoin geprägt ist, betont Treiblmaier, dass die Blockchain-Technologie auch in traditionellen Sektoren zunehmend an Bedeutung gewinnt und Potenzial für Innovationen bietet.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Wien auf dem besten Weg ist, als Krypto-Hub in Europa anerkannt zu werden. Die bevorstehenden Entwicklungen in Regulierungen und Technologien werden die Stadt mit Sicherheit weiter stärken. (Stand: Oktober 2023)