Gesundheit

Wie HIV wirklich tickt – Revolutionäre Erkenntnisse des HIRI-Forschungsteams zur Genregulation des Virus

2025-01-17

Autor: Alina

Ein bahnbrechendes Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) in Würzburg und der Universität Regensburg hat entscheidende Neuigkeiten über die Funktionsweise von HIV-1 veröffentlicht, dem Virus, das AIDS verursacht. Ihre jüngsten Erkenntnisse zeigen auf, wie das Virus die zelluläre Maschinerie der Wirtszellen manipuliert, um sich erfolgreich zu vermehren.

HIV-1 ist, wie viele Viren, auf die Wirtszellen angewiesen, um Proteine zu erzeugen, die für seine Vermehrung notwendig sind. Die Zusammenarbeit der Forscher um Neva Caliskan – die ehemals am HIRI arbeitete und jetzt in Regensburg eine Professur innehat – hat einen tiefen Einblick in die molekularen Wechselwirkungen zwischen HIV-1 und seinen Wirtszellen gegeben. Durch innovative Methoden wie Ribosomen-Profiling und RNA-Sequenzierung gelang es, die virale Neuproduktion und deren Übersetzungsmechanismen im Detail zu kartieren.

Eine der größten Sensationen der Studie war die Entdeckung so genannter „vorgelagerter“ (uORFs) und „interner“ offener Leseraster (iORFs) innerhalb der viralen RNA. Diese bislang unbekannten Elemente könnten essenziell dafür sein, die Produktion viraler Proteine und den Verlauf der Immunreaktion des Wirtes zu steuern. Anuja Kibe, die Hauptautorin der Studie, betont: „Diese versteckten Gene könnten die Schlüssel zu einer effektiven Kontrolle der HIV-Replikation darstellen.“

Zusätzlich identifizierten die Wissenschaftler eine komplexe RNA-Struktur, die eine zentrale Rolle bei der korrekten Übersetzung der viralen Proteine Gag und Gag-Pol spielt. Diese Proteine sind entscheidend für die Bildung infektiöser Partikel. Sie fanden heraus, dass die gezielte Beeinflussung dieser RNA-Struktur mittels Antisense-Molekülen die Effizienz der Produktionsprozesse des Virus deutlich verringern kann – ein vielversprechender Ansatz für die Entwicklung neuer antiviraler Therapien.

Ein faszinierendes Detail der Forschung ist auch, wie HIV-1 die Immunabwehr des Wirts unterdrückt. Redmond Smyth, ein Mitforscher, erklärt: „Trotz der kontinuierlichen Proteinsynthese der HIV-1-mRNAs zeigt das Virus eine interessierte Manipulation der Proteinproduktion des Wirtes zu Beginn des Prozesses.“ Dies führt dazu, dass das Virus seine eigenen Bedürfnisse priorisieren kann, während es das Immunsystem des Wirts schwächt.

Die Studie bringt auch interessante neue Perspektiven über die Kollisionen von Ribosomen an bestimmten RNA-Bereichen ans Licht. Diese Kollisionen sind nicht zufällig, sondern zeigen regulierte Unterbrechungen, die entscheidend für die Effizienz der viralen Produktion sein könnten.

Insgesamt zeigt die Forschung nicht nur die Mechanismen auf, mit denen HIV-1 seine Wirtszellen manipuliert, sondern bietet auch zahlreiche neue Ansatzpunkte für therapeutische Interventionen. „Wenn wir das Virus besser verstehen, können wir möglicherweise innovative Therapien entwickeln, die es eines Tages besiegen können“, schließt Caliskan und gibt somit einen hoffnungsvollen Ausblick auf die Zukunft der HIV-Forschung und -Therapie.