
Warum Trumps Zollpolitik China stärker macht
2025-04-04
Autor: Simon
Peking hat sich auf die aggressive Zollpolitik des US-Präsidenten vorbereitet und schlägt nun zurück.
Thomas Friedman, Kolumnist der 'New York Times' und einer der einflussreichsten Journalisten der Gegenwart, hat gerade China besucht und ist tief beeindruckt. Nach seiner Rückkehr aus Shanghai betitelte er seine Kolumne mit den Worten: 'Ich habe soeben die Zukunft gesehen – sie befindet sich nicht in Amerika'.
Insbesondere faszinierte ihn der Campus des Tech-Riesen Huawei, der lange Zeit im Fadenkreuz amerikanischer Repression gestanden hat. Die US-Regierung drohte Ländern mit drakonischen Sanktionen, sollten sie ihre Mobilfunknetze mit chinesischer Technologie ausbauen, und verbot den Verkauf hochwertiger Chips. Trotz dieser Einschränkungen hat Huawei nicht aufgegeben und feierte kürzlich Erfolge, unter anderem durch die Vorstellung ihres neuen, dreiteiligen Smartphones, das sich in der Leistung nicht hinter Apple und Google verstecken muss.
Friedman warnt: 'Es ist beängstigend, diese Entwicklung mit eigenen Augen zu verfolgen. Während Präsident Trump sich darauf fokussiert, in welchem Team Transgender-Athleten spielen dürfen, arbeiten die Chinesen daran, ihre Fabriken mit künstlicher Intelligenz auszustatten.'
Nicht nur Friedman trifft einen neuen, optimistischeren Ton in Bezug auf China. Auch der 'Economist' stellt fest: 'Trotz aller Widrigkeiten betritt China das neue MAGA-Zeitalter gefestigter als in der ersten Amtszeit von Trump.'
Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung sind zu erkennen; in Städten wie Shanghai und Nanjing steigen die Immobilienpreise wieder. Zudem hat Xi Jinping seinen „Krieg“ gegen private Unternehmer beendet. Der als verschollen gegoltene Jack Ma, Gründer von Alibaba, hat sich kürzlich wieder in der Öffentlichkeit gezeigt.
In technologischen Bereichen wie künstlicher Intelligenz und Elektromobilität hat China erheblichen Fortschritt gemacht. Die Firma BYD hat Tesla in Verkaufszahlen überholt und strebt nun danach, auch in der Batterietechnologie führend zu werden. Kürzlich hat BYD seine ersten Filialen in der Schweiz eröffnet.
Xi Jinping hat erkannt, dass Chinas Wohlstand nicht nur auf Exporten basieren kann, insbesondere nicht in einer Zeit, in der Handelskriege toben. Obwohl Exporte noch 20 Prozent des Bruttoinlandprodukts ausmachen, ergreift die chinesische Regierung Maßnahmen, um den Binnenkonsum zu fördern.
All diese Entwicklungen zeigen Wirkung: Während die westlichen Börsen in einer Krise stecken, hat die chinesische Börse seit Jahresbeginn um 15 Prozent zugelegt. In diesem Sinne geht China im Handelskrieg in die Offensive und möchte amerikanische Importe mit einem Strafzoll von 34 Prozent belegen.
Politisch nutzt Peking die Gelegenheit, um international neue Allianzen zu schmieden, während Trump mit seinen Zöllen nicht nur die Handelsbeziehungen belastet, sondern auch den internationalen Markt aufreibt. Trumps aggressive Politik könnte China sogar in die Karten spielen, da viele Länder nun offener für Verhandlungen mit Peking sind.
Doch ist nicht alles rosig. Trump hat gegen China eine Zoll-Mauer von bis zu 64 Prozent errichtet und damit die Märkte für viele chinesische Produkte eingeengt. Besonders in Europa wächst die Sorge, von Billigwaren aus China überflutet zu werden. Der französische Präsident Emmanuel Macron warnt bereits vor 'massiven Konsequenzen'. Marco Carsten von der niederländischen Bank ING erklärt: 'Europas schlimmster Albtraum ist nun Realität geworden.'
In der Schweiz hingegen bleibt man gelassen. Vertreter des Dachverbandes economiesuisse verweisen auf das bestehende Freihandelsabkommen mit China und betonen die starken Partnerschaften sowie die Nischenorientierung Schweizer Unternehmen.
Der bevorstehende Handelskrieg hat das Bewusstsein in Europa neu geschärft – es ist an der Zeit, China nicht mehr nur als Werkstatt für einfache Produkte zu betrachten. Der Glaube, dass China immer nur Billigwaren liefert, könnte sich als gefährliches Klischee herausstellen. Friedman warnt eindringlich: 'Wer China immer noch schmähen will, sollte wenigstens gut informiert sein.'