Gesundheit

Virtuelle Realität zur Bekämpfung von Essstörungen: Eine bahnbrechende Therapie!

2024-09-17

Revolutionärer Therapieansatz in Tübingen – Wie Virtual Reality die Angst vor Gewichtszunahme überwindet!

Tübingen – Essstörungen sind ein global wachsendes Problem. Gerade immer mehr junge Frauen und Mädchen sind betroffen: Schätzungen zufolge leiden etwa 10 Prozent der Weltbevölkerung an einer Essstörung, mit Anorexia nervosa als einer der häufigsten Formen. Um diese komplexe und oft lebensbedrohliche Erkrankung erfolgreicher zu behandeln, forscht Professorin Dr. rer. nat. Katrin Giel am Universitätsklinikum Tübingen an innovativen Lösungen, die Virtual Reality (VR) einsetzen. Die neuesten Entwicklungen auf diesem Gebiet werden beim ICPM Weltkongress für Psychosomatik, der vom 19. bis 21. September 2024 in Tübingen stattfinden wird, von internationalen Experten vorgestellt und diskutiert.

Ein zentrales Ziel in der Behandlung von Anorexia nervosa ist die Bekämpfung des bedrohlichen Untergewichts sowie die begleitenden Ängste vor einer Gewichtszunahme.

Professorin Giel erklärt: „Wir setzen VR ein, damit die Betroffenen sehen können, wie ihr Körper wirklich aussieht und wie sie mit einem gesunden Gewicht aussehen könnten.“ Die Virtual Reality fungiert als ergänzende Expositionstherapie innerhalb eines multimodalen Behandlungsansatzes, der verschiedene therapeutische Elemente kombiniert.

Ein realistisches Körperbild durch VR erleben

Im Rahmen der Expositionstherapie werden die Patientinnen in einen virtuellen Raum eingeführt. Nach einer gründlichen Besprechung des Ablaufs und einem kurzen Fragebogen, der den aktuellen Stand in Bezug auf Körperwahrnehmung und Emotionen erfasst, setzen die Patientinnen eine VR-Brille auf und nutzen Bewegungstracker an den Armen und Hüften. Dabei wird ein individueller Body Mass Index (BMI) festgelegt, den die Betroffenen in der VR ausprobieren können. „Die wiederholte Konfrontation mit einem höheren Körpergewicht lässt viele Patientinnen surprised feststellen, dass es kaum einen Unterschied macht, ob ihr virtueller Körper 2 kg mehr oder weniger wiegt“, so Giel.

Die Kraft der Immersion

Ein entscheidender Faktor für den Erfolg dieser Therapie ist die Immersion, also das vollständige Eintauchen in die virtuelle Realität. Die Patientinnen berichten, dass sie das Gefühl haben, sich selbst und nicht nur einen Avatar zu sehen. Giel betont die ermutigenden Ergebnisse der Pilotstudie: „Wir haben festgestellt, dass die Immersion mit einem Normalgewicht bei vielen Frauen zu einer verringerten Angst vor Gewichtszunahme führt. Wir planen, diesen Therapieansatz weiter zu verfolgen und auszubauen.“

Zukünftige Anwendungsbereiche der VR-Therapie

Derzeit richtet sich das Tübinger Team an Patientinnen mit Anorexia nervosa, jedoch gibt es auch Überlegungen zur Anwendung der Methode bei anderen Essstörungen wie Bulimie. „Wir glauben, dass auch Menschen mit Adipositas von der immersiven Exposition profitieren könnten. Es wäre ein Weg, die Motivation zu stärken und aufzuzeigen, wie ein Körper nach einer Gewichtsreduktion aussieht“, erklärt Giel. Dieser Ansatz könnte neue Perspektiven in der Behandlung von Übergewicht bieten, indem er mehr Selbstakzeptanz erzeugt und eine gesunde Körperwahrnehmung fördert.

Beim kommenden ICPM Weltkongress werden zudem neueste Erkenntnisse zu innovativen Behandlungsansätzen präsentiert, die neben VR auch andere vielversprechende psychotherapeutische Verfahren einbeziehen. Das Symposium „Was ist verbesserte Psychotherapie?“ wird verschiedene erweiterte Therapieansätze erörtern, die den aktuellen Herausforderungen in der Psychosomatik gerecht werden. Weitere Informationen zum Kongress finden Interessierte online.