Gesundheit

Virom: Die Nützlichen Viren in unserem Mikrobiom

2025-05-22

Autor: Mia

Stellen Sie sich vor: Mäuse, die unter Stress leiden, verhalten sich ängstlich und zurückhaltend. Doch eine überraschende Intervention verändert alles: Sie fressen Mikroben aus ihrem eigenen Kot. Was unappetitlich klingt, hat erstaunliche Folgen: Die Mäuse verhalten sich plötzlich wieder normal. John Cryan, Neurobiologe an der University College Cork in Irland, bezeichnet dieses Phänomen als "phänomenal".

Doch was verbirgt sich hinter dieser bemerkenswerten Veränderung im Verhalten? Überraschenderweise sind es nicht die Bakterien, die im Darm angesiedelt sind, sondern Viren, die unser Mikrobiom prägen. Neueste Studien zeigen, dass wir von Billionen dieser Viren durchzogen sind – nicht jene, die uns krank machen, sondern nützliche "blinde Passagiere", die unsere Gesundheit fördern.

Das Virom – Ein Übersehener Teil des Mikrobioms

In den letzten Jahren hat sich das Interesse am Mikrobiom enorm gesteigert, vor allem im Hinblick auf Bakterien. Viren wurden lange Zeit als vorübergehende Gäste betrachtet. Doch Forscher wie David Pride haben entdeckt, dass diese Viren in den unterschiedlichsten Körperflüssigkeiten vorkommen – vom Blut bis zur Liquorflüssigkeit, die das Gehirn umgibt. Schätzungen zufolge beherbergt jeder Mensch etwa 380 Billionen Viren, was sie zehnmal zahlreicher macht als Bakterien.

Bereits erste genetische Analysen haben gezeigt, dass 97 Prozent der untersuchten Viren Bakteriophagen sind, die Bakterien infizieren. Dies könnte einen revolutionären Ansatz zur Gesundheitsförderung darstellen, da bestimmte Phagen möglicherweise Vorteile für den Menschen bieten.

Die Rolle der Bakteriophagen – Helfer oder Schmarotzer?

Bakteriophagen, insbesondere solche mit einer charakteristischen Struktur – einem Kopf, der genetisches Material enthält, und einer Proteinhülle – sind überall vorhanden, wo Bakterien sind. Sie können als Parasiten betrachtet werden: Indem sie sich an geschwächte Bakterien heften, nehmen sie deren zelluläre Maschinen in Beschlag, erzeugen Kopien von sich selbst und können dabei den Wirt töten.

Interessanterweise existiert eine komplexe Partnerschaft zwischen Bakterien und Phagen. Phagen helfen dabei, das mikrobielle Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, indem sie selektiv nur bestimmte Bakterienstämme infizieren und nicht die gesamte Population ausrotten.

Virale Diversität für unsere Gesundheit

Eine vielfältige Sammlung an Viren im Mikrobiom könnte entscheidend für unsere Gesundheit sein. Über Studien an älteren Menschen wurde festgestellt, dass eine große Virenvielfalt im Darm mit Langlebigkeit und guter Gesundheit korreliert.

Darüber hinaus ist es bekannt, dass unsere Darmmikroben Neurotransmitter produzieren, die unsere Stimmung beeinflussen können. Neueste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass auch Phagen einen Einfluss auf die Kommunikation zwischen Darm und Gehirn haben.

Phagentherapie als Zukunftsbehandlung?

John Cryan und sein Team haben herausgefunden, dass Viren möglicherweise auch bei der Regulierung von Stressreaktionen im Körper eine Rolle spielen. Ihre Experimente zeigen, dass Viren aus dem Mikrobiom das Verhalten von Mäusen beeinflussen können und somit einen Weg zur Behandlung von stressbedingten Erkrankungen eröffnen.

Die Phagentherapie, die gezielt schädliche Bakterien abtötet, könnte eine Schlüsselrolle in der Zukunft der Medizin spielen. Ähnlich wie Antibiotika, jedoch viel spezifischer, könnten Phagen helfen, Infektionen zu bekämpfen und das Mikrobiom zu schonen.

Essen für ein gesundes Virom

Die bestmögliche Methode, unser Mikrobiom und somit auch das Virom zu pflegen, bleibt eine gesunde Ernährung. Phagen sind häufig in fermentierten Lebensmitteln wie Sauerkraut, Joghurt und Käse enthalten. Eine ausgewogene Kost könnte dazu beitragen, von den positiven Effekten dieser Viren zu profitieren.

Die Erkenntnis ist klar: Viren spielen eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit. Es ist an der Zeit, ihre Wohltaten in den Fokus der medizinischen Forschung zu rücken!