Ueli Maurer: „Ich war von Anfang an als Sündenbock vorgesehen“
2025-01-10
Autor: Noah
Die parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) hat scharfe Kritik an Ueli Maurer, dem ehemaligen Finanzminister, geübt. Im Bericht über den Fall der Credit Suisse (CS) wird ihm vorgeworfen, im Umgang mit der Krise nicht ausreichend informiert zu haben. Maurer verteidigt sich jedoch vehement und betont, dass er sich der Verantwortung bewusst sei, die ihm zugeschoben wurde.
Laut Maurer war es von Anfang an klar, dass er als „Sündenbock“ dargestellt werden würde. In einem Interview mit den Zeitungen der Tamedia macht er deutlich, dass er bei seinen mündlichen Mitteilungen vorsichtig agierte, da die Gefahr eines Leaks zu groß war. „Ich habe den Bundesrat über alles informiert, was ich wusste, allerdings nur mündlich“, erklärt er.
Die PUK kritisiert insbesondere, dass Maurer seiner Nachfolgerin Karin Keller-Sutter keine schriftlichen Unterlagen hinterlassen habe. Er verteidigt dies mit der Begründung, dass er auf schriftliche Dokumente verzichtet habe, um eine Panik oder negative Auswirkungen auf die Finanzmärkte zu vermeiden.
„Sobald Papiere da sind, geht etwas raus“, sagt Maurer, und warnt, dass dies möglicherweise den Zusammenbruch der CS hätte auslösen können. „Für mich war in dieser Zeit Vorsicht oberstes Gebot, da die Situation börsenrelevant war.“
Er betont auch, dass die Krise eine globale Dimension hatte und dass der Bundesrat stark eingeschränkt war in seinen Entscheidungsfindungen. „Wir mussten alles daransetzen, eine internationale Finanzkrise zu verhindern“, betont er.
Über die entstandene Verwirrung über seine Kommunikationsstrategien sagt Maurer: „Die Treffen mit Schlüsselpersonen wie dem Verwaltungsratspräsidenten Axel Lehmann waren entscheidend, um die Rettung der CS vorzubereiten. Ich halte die Übernahme durch UBS für die am wenigsten schlechte Lösung.“
Auf die Frage nach den Gerüchten über politischen Druck aus den USA entgegnet er: „Das ist eine Verschwörungstheorie. Ich habe nie Druck gespürt.“ Maurer räumt jedoch ein, dass die CS die Lage zu optimistisch eingeschätzt habe.
Abschließend äußert er sich zur Situation der UBS und den Klagen in den USA wegen der Abschreibung von AT1-Anleihen und erklärt, dass er diese Klagen für aussichtslos halte. Maurer bleibt optimistisch: „Die UBS ist stabil, aber das ist keine Garantie für die Zukunft. Es müssen gesetzgeberische Maßnahmen geprüft werden, um Risiken zu minimieren.“
In dieser turbulenten Zeit bleibt die Frage offen, wie stark die Machtverhältnisse in der Schweizer Finanzszene und die Rolle der Medien die öffentliche Wahrnehmung einer solchen Krise beeinflussen. Wie wird Ueli Maurers Vermächtnis in der Geschichte der Schweizer Finanzen betrachtet werden? Das bleibt abzuwarten.