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Trumps Einfluss auf die Forschung: Schweizer Universitäten im Stillstand?

2025-04-15

Autor: Emma

US-Forscher in der Krise: Ist der Exodus bereits in vollem Gange?

Die Stimmung unter US-Forschern ist alles andere als gut. "Die Atmosphäre ist angespannt", sagt Stephan Meier, Ökonom an der renommierten Columbia University. "Jeden Tag erleben wir neue, gravierende Entwicklungen. Die Unsicherheit über die Zukunft steigt. Viele befürchten, dass dies erst der Anfang ist." Meier, der seit mehr als zwanzig Jahren in den USA lebt und mit einer Amerikanerin verheiratet ist, denkt erstmals darüber nach, ob eine Rückkehr in die Schweiz möglich wäre. "Früher war die Chance gleich null, jetzt überlege ich es mir ernsthaft."

Zunehmendes Interesse an Schweizer Universitäten?

Wie reagieren die Schweizer Universitäten auf die angespannten Verhältnisse in den USA? Auf Anfrage von SRF melden die meisten Hochschulen, dass sie bislang keinen Anstieg bei den Bewerbungen aus den USA verzeichnen konnten. Einige wenige Institutionen, wie die Universität in Lugano, berichten jedoch von einer steigenden Zahl von Anfragen. "Mehrere US-Forscher haben bereits ihr Interesse an einem Wechsel in die Schweiz bekundet", gibt die Universität bekannt. Auch die EPFL in Lausanne vermeldet mehr Bewerbungen aus den USA und spricht von gesteigertem Interesse: "Aktuell ist das Interesse an unseren Möglichkeiten wirklich höher als üblich", erklärt Vizepräsident Ambrogio Fasoli.

Die Bedeutung der US-Forscher für die Schweiz

Die Rolle der US-Forscher in der Schweiz ist schon jetzt erheblich. Laut dem Staatssekretariat für Forschung, Innovation und Bildung (SBFI) kooperieren Schweizer Wissenschaftler am häufigsten mit den USA – 14 Prozent aller wissenschaftlichen Publikationen stammen aus dieser Zusammenarbeit. Zudem kommen die meisten Fördergelder für Schweizer Forschungsprojekte von den US-Partnern. Aktuell arbeiten 747 US-Wissenschaftler an Schweizer Hochschulen, was etwa einem Prozent entspricht. Der größte Teil ist an der ETH Zürich beschäftigt, gefolgt von der Universität Zürich und der EPFL.

Schweizer Universitäten: Chance oder Stillstand?

Laut Professor Meier ist dies die goldene Gelegenheit für Schweizer Universitäten, exzellente Forscher von den US-Institutionen abzuwerben. "Wenn ich an einer Schweizer Uni wäre, würde ich alles daran setzen, hochqualifizierte Personen zu gewinnen, die von den aktuellen Verhältnissen in den USA betroffen sind", schlägt er vor. Einige französische Hochschulen wie Aix-Marseille und Toulouse haben bereits begonnen,aktiv US-Forscher zu rekrutieren. In Deutschland rufen hochrangige Wissenschaftler dazu auf, gezielt amerikanische Forscher abzuwerben. Doch die Reaktion der Schweizer Hochschulen ist einheitlich: keine aktive Abwerbung.