Nation

Trauer um verlorenes Leben: Nationalrat diskutiert über bezahlte Trauertage nach Fehlgeburt

2024-09-20

Das Thema: Frauen sollen für bis zu drei Tage nach einer Fehlgeburt einen bezahlten Trauertag erhalten können. Diese wichtige Forderung stammt aus dem Kanton Tessin und wird nächsten Dienstag im Nationalrat besprochen.

Die Grünen-Nationalrätin Greta Gysin hebt die physische und psychische Belastung hervor, die mit einer Fehlgeburt einhergeht. Ihr gegenüber steht die SVP-Nationalrätin Martina Bircher, die keine Notwendigkeit für eine nationale Regelung sieht und glaubt, dass bestehende Regelungen bereits ausreichen könnten.

In der Schweiz haben Mütter nach der Geburt Anspruch auf 14 Wochen bezahlten Mutterschaftsurlaub. Auch Väter können seit 2021 zwei Wochen bezahlt zu Hause bleiben. Doch was geschieht, wenn das Kind nie geboren wird?

Der Nationalrat wird am Dienstag darüber diskutieren, ob Frauen, die eine Fehlgeburt oder Totgeburt erleben, Anspruch auf bis zu drei bezahlte Trauertage haben sollten. Ein richtungsweisender Schritt zur Anerkennung des Verlustes, den viele Familien erleiden, könnte dies darstellen.

Klinische Definitionen: Eine Fehlgeburt wird als früh bezeichnet, wenn sie vor der zwölften Schwangerschaftswoche eintritt, während späte Fehlgeburten zwischen der zwölften und der 22. Schwangerschaftswoche auftreten. Jedes Jahr sind schätzungsweise 20.000 Frauen in der Schweiz von Fehlgeburten betroffen.

Anne Siegenthaler von Kindsverlust.ch bestätigt, dass es derzeit keine national einheitliche Regelung für bezahlte Trauertage nach einer Fehlgeburt gibt. Wo Mütter nach einer Totgeburt rechtlich keinen Anspruch auf Mutterschutz haben, wäre eine gesetzliche Grundlage für Trauertage dringend notwendig.

„Drei Tage sind nicht zu viel verlangt“, erklärt Gysin. Sie vergleicht den Verlust eines Kindes mit dem Tod naher Familienangehöriger, für die es bereits Traurerichtlinien gibt.

Martina Bircher hingegen trägt den Standpunkt vor, dass die aktuelle Praxis, in der Betroffene oft krankgeschrieben werden oder bereits bezahlte Tage erhalten, ausreichend sei.

Für mehr Transparenz könnten die Gesundheitskommissionen die rechtlichen Ansprüche und finanziellen Auswirkungen analysieren. Die Entscheidung könnte weitreichende Folgen für die Unterstützung von Frauen, die Trauer um ihr ungeborenes Kind empfinden, haben.

Wie wird sich diese Diskussion auf die gesellschaftliche Wahrnehmung von Fehlgeburten auswirken? Diese Frage bleibt offen, während die Kommissionen abwarten, wie der Nationalrat entscheidet.

Unterstützung finden betroffene Familien bei verschiedenen Organisationen wie Kindsverlust.ch und Himmelskind.ch, die sich speziell um Trauerbegleitung und Beratungen kümmern. Die Gesellschaft steckt in einem tiefen Dilemma: Wie können wir den emotionalen und psychologischen Schmerz für Mütter und Väter, die ihr Kind verloren haben, lindern?

News speziell für Betroffene: Die Initiativen in der Schweiz setzen ein Zeichen, dass Trauer und Verlust nicht ignoriert werden sollten. Die kommenden Abstimmungen könnten der Schlüssel zu einer sensibleren Gesellschaft im Umgang mit Schwangerschaftsverlusten sein.