Sport

Tragische WM: Zwischen Wettkampf und Trauer im Radsport

2024-09-29

Am Samstagmittag in Uster stehen die sechs Fahrerinnen des Schweizer Nationalteams Arm in Arm an der Startlinie zum WM-Straßenrennen, während ein unaufhörlicher Regen auf das düstere Szenario prasselt. Die orangen Regenjacken der Athletinnen glitzern im Nassen. Inmitten dieser angespannten Atmosphäre fließen Tränen: Eine Fahrerin weint während einer Schweigeminute für ihre Teamkollegin Muriel Furrer, die am Freitag im Alter von nur 18 Jahren ihren schweren Kopfverletzungen erlag, die sie bei einem Sturz während des Juniorinnenrennens erlitten hatte.

Die Rad- und Para-Cycling-Weltmeisterschaften in Zürich sind in diesen Tagen durchzogen von einem schwierigen Spagat zwischen Hoffnung und Trauer. Radsportlerinnen und Organisatoren müssen sich mit der Trauer um einen so vielversprechenden Nachwuchs konfrontieren, während die Wettkämpfe um die Weltmeistertitel weitergehen. Thomas Peter, Geschäftsführer von Swiss Cycling, bringt es auf den Punkt: „Wir leben wie in zwei Welten.“

Details des tragischen Vorfalls sind noch unklar. Am Donnerstagabend erfuhr man, dass Muriel Furrer aus ungeklärten Gründen in einem Waldstück gestürzt war und ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatte. Der Notarzt eilte zur Stelle, und Furrer wurde in kritischem Zustand ins Unispital Zürich geflogen. Während des Rennens wurde nie über einen schweren Unfall berichtet, was Fragen zum Sicherheitsmanagement bei den Rennen aufwirft.

Die Umstände des Sturzes sind weiterhin ein Rätsel. Die Kantonspolizei und die Staatsanwaltschaft ermitteln, doch bislang wurde der Sturz von niemandem beobachtet. Furrer, die nur wenige Kilometer von der Unfallstelle in Egg aufgewachsen ist, kannte die Strecken gut. Während des Rennens regnete es stark, was die Straßenverhältnisse rutschig machte. Solche Bedingungen erhöhen das Risiko von Stürzen, insbesondere bei den Geschwindigkeiten, die heute erreicht werden.

Im Laufe des Wochenendes wird das Trauern um Muriel in eine Erinnerung an Gino Mäder, einen anderen jungen Schweizer Radfahrer, der im Juni 2023 tödlich verunglückte, gewechselt. Er stürzte bei der Tour de Suisse, und die Parallelen zu Furrers Tod werfen Schatten über den Sport. Die Diskussion über Sicherheitsmaßnahmen im Radsport wird erneut angestoßen.

Swiss Cycling hat die Tragödie bereits zu konkreten Initiativen geführt. In Zusammenarbeit mit der Universität Bern und der UCI wird an der Entwicklung individualisierter Helme gearbeitet, um die Sicherheit der Fahrer zu verbessern. Die Hoffnung ist, innerhalb der nächsten Jahre erste Prototypen zu präsentieren.

Der Freitag war geprägt von der Gewissheit des Verlustes. Während die WM dennoch fortgeführt wurde, gab es eine kollektive Trauerpause im Schweizer Team. Die Fahrerinnen und Fahrer bekamen Unterstützung von einem Care-Team, das bereits nach Mäder organisiert wurde. Der Verlust von Muriel Furrer war ein weiterer untragbarer Schicksalsschlag für die Schweizer Radsportgemeinschaft.

Ihre Freundinnen und Teamkolleginnen hielten inne, um den Verlust zu betrauern und bereiteten sich währenddessen mental auf die bevorstehenden Rennen vor. Im Rahmen der Sicherheitsvorkehrungen wurde die Unfallstelle markiert und besser gesichert, um weitere tragische Vorfälle zu verhindern.

Der Samstag begann voller Trauer und Respekt. Am frühen Morgen äußerte Marc Hirschi in einem Video-Call, dass der Fokus auf dem sportlichen Wettkampf liegen müsse, auch wenn die Umstände alles andere als einfach seien. Die Organisation der WM stellte sicher, dass ein Trauerort für Muriel eingerichtet wurde, während die Elite-Rennfahrerinnen im Regen die Ziellinie überquerten. Die besten Schweizerinnen, darunter Noemi Ruegg, erreichten respektable Platzierungen, doch es wurde deutlich, dass die Zeiten des gewöhnlichen Wettbewerbs nun hinterfragt werden.

Furrer war eine talentierte und engagierte Athletin, die sich durch ihre Erfolge im Mountainbiking und im Querfeldein-Radsport hervorgehoben hatte. Ihr Tod war ein schmerzlicher Verlust für die Gemeinschaft, die sich in den sozialen Medien in einem Meer von Trauer und Solidarität vereinte. Die Frage bleibt: Wie geht es nach diesem Verlust weiter? Trotz aller Schwierigkeiten bestätigte die Familie Furrer, dass die Rennen stattfinden müssen, um Muriels Vermächtnis zu ehren und ihre Leidenschaft für den Radsport fortzuführen.