Wissenschaft

Tagfalter-Monitoring: Schmetterlinge kämpfen gegen Pestizide und Klimawandel

2025-03-31

Autor: Lara

Rund 500 engagierte Bürgerinnen und Bürger zählen regelmäßig die Bestände von über 170 Tagfalterarten in Deutschland. Das "Tagfalter-Monitoring Deutschland" feiert beeindruckend sein 20-jähriges Bestehen.

Diese faszinierenden Geschöpfe tragen Namen wie Ochsenauge, Schachbrett oder Dickkopffalter. Stefan Mümmmler, ein leidenschaftlicher Naturliebhaber, hat diese Schmetterlinge auf einer artenreichen Magerwiese im Tennenloher Forst bei Erlangen bereits gesichtet. Er ist von der Metamorphose der Schmetterlinge, die aus winzigen Eiern, kleiner als ein Stecknadelkopf, zu prächtigen Faltern heranwachsen, begeistert und bezeichnet es als "ein wahres Wunder". Seit 2018 dokumentiert er zwischen April und September alle tagaktiven Schmetterlinge auf einer etwa einen Kilometer langen Strecke und hält zudem Ausschau nach Eiern und Raupen.

Zitronenfalter überstehen den Winter

Aktuell sind vor allem Falter zu beobachten, die den Winter als Erwachsene überstanden haben, wie der Zitronenfalter, der sogar bei eisigen Temperaturen einfrieren kann, um mit den ersten Sonnenstrahlen wieder zum Leben zu erwachen. Viele andere Schmetterlinge ziehen sich in Baumhöhlen oder unter Rinden zurück, während die Mehrheit erst näht, wenn die Temperaturen steigen.

Über 4,4 Millionen Schmetterlinge gezählt

Stefan Mümmmler ist einer von etwa 500 ehrenamtlichen Zählern, die jährlich wertvolle Daten zu Schmetterlingen liefern. Viele Insekten kann er erkennen, ohne sie fangen zu müssen; nur selten kommt sein Fangnetz zum Einsatz. Alle gesammelten Daten landen in einer zentralen Datenbank des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig. Seit der Einführung des "Tagfalter-Monitorings Deutschland" (TMD) wurden über 4,4 Millionen Schmetterlinge dokumentiert, erklärt Projektkoordinatorin Elisabeth Kühn.

Lernende von den Niederlanden und Großbritannien

Das Projekt orientiert sich an ähnlichen Initiativen in den Niederlanden und Großbritannien, wo seit den 1970er- beziehungsweise 1990er-Jahren Schmetterlinge gezählt werden. Seit 2005 erfasst Deutschland ebenfalls Daten, wobei von den 178 Tagfalterarten etwa 120 erfasst wurden. Anhand von Daten zu 82 Arten lassen sich Trends ableiten, sagt Kühn.

Rückgang bei einigen Arten

Bedauerlicherweise wurde bei 36 Arten ein Rückgang festgestellt. Während 28 Arten ihren Bestand halten konnten, zeigen 18 Arten eine Zunahme. Kühn äußert sich besorgt über die getrübten Bestände besonders gefährdeter Arten. Hauptverantwortlich für den Rückgang ist die intensive Landwirtschaft, die die Artenvielfalt in Wiesen und Äckern gefährdet. Pestizide setzen den Schmetterlingen zusätzlich zu, und während sich einige Arten negativ auf den Klimawandel reagieren, ziehen andere wärmeres Wetter vor. Schmetterlinge gelten als wichtige Indikatoren für die Biodiversität; wo sie fehlen, ist auch die Vielfalt anderer Insekten bedroht.

Wissenschaftliche Bedeutung und politische Implikationen

Die von den ehrenamtlichen Zählern gesammelten Daten zu den Tagfaltern sind nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für neue Gesetzgebungen auf EU-Ebene von Bedeutung. Die "Verordnung zur Wiederherstellung der Natur", die im vergangenen Jahr im EU-Ministerrat verabschiedet wurde, beruht auf Erkenntnissen des "Index der Grünlandschmetterlinge". Die Beobachtungen der ehrenamtlichen Zähler fließen in diesen Index ein. Die Mitgliedstaaten der EU sind verpflichtet, innerhalb von zwei Jahren Pläne vorzulegen, wie sie die Biodiversität verbessern wollen.

Neue Ehrenamtliche willkommen

Derzeitig sind etwa 500 Zähler, wie Stefan Mümmmler aus Erlangen, beim Tagfalter-Monitoring in Deutschland aktiv. Von Rentnern bis zu Schulklassen ist eine bunte Mischung vertreten, so Kühn. Das Programm ist offen für neue Mitglieder, und es ist kein spezifisches Fachwissen erforderlich. Interessierte können Schulungen besuchen, um die Schmetterlinge besser zu identifizieren. Zudem besteht jetzt die Möglichkeit, die Daten über eine App zu erfassen. Um am Projekt teilzunehmen, benötigt man allerdings Zeit und eine Leidenschaft für die schönen Insekten, die unser Ökosystem bereichern. Werden Sie Teil dieser wichtigen Initiative und helfen Sie dabei, die Schmetterlinge für zukünftige Generationen zu bewahren!