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Superstar – Ein Blick hinter die Kulissen von Paradeplatz

2025-01-07

Autor: Simon

Am Donnerstag wird Stefan Bollinger die Führung an der Zürcher Bahnhofstrasse übernehmen und als neuer CEO der Julius Bär eintreten. Er folgt auf den Interimschef Nic Dreckmann, der in der Zwischenzeit die Geschäfte geleitet hat.

Aktuelle Nachrichten aus Brasilien deuten darauf hin, dass die Bären-Bank BTG Pactual als bevorzugter Käufer für die brasilianischen Geschäfte der Julius Bär auserkoren wurde, wie ein örtliches Medium berichtet. Das Abkommen sieht vor, dass BTG Pactual die Schweizer Bank in Brasilien übernehmen wird, was erhebliches Potenzial für die Expansion des Unternehmens darstellen könnte.

André Esteves, Partner bei BTG Pactual, ist kein Unbekannter im Schweizer Finanzsektor. Früher hatte er in der UBS einen steilen Aufstieg in der Investmentbank gemacht und wollte während der Finanzkrise 2008 die Bank in ihrer schwersten Zeit übernehmen – ein Vorhaben, das jedoch scheiterte. In den 2010er Jahren verkaufte er die BSI an die EFG, und seitdem hält BTG Pactual einen Anteil von fast 20% an der vergrößerten EFG Privatbank, die immer wieder als möglicher Fusionspartner von Julius Bär gehandelt wird.

Für Stefan Bollinger ist die Situation jedoch nicht einfach. Um den Herausforderungen im Bereich IT zu begegnen, hat er Rolf Olmesdahl an Bord geholt, ein erfahrener IT-Experte, wie Finews berichtete. Olmesdahl hat bei der UBS und bei Zurich gearbeitet und war maßgeblich an der Implementierung des Avaloq Banking-Systems bei Raiffeisen beteiligt. Vor drei Jahren verließ er das Unternehmen und wird nun bei Julius Bär erwartet, wo dringender Handlungsbedarf in der IT besteht. Die Bank steht vor einem erheblichen Abschreiber wegen einer misslungenen Host-Umstellung in der Schweiz.

Des Weiteren ist die Rolle des Verwaltungsrats von großer Bedeutung. Insider berichten, dass der Vorstand für viele entscheidende Maßnahmen verantwortlich ist. Die Julius Bär könnte vor wichtigen Wochen stehen, in denen der Präsident, Romeo Lacher, möglicherweise abgelöst wird, während sein Vize, Richard Campbell, die Position übernehmen könnte. Gerüchte um Betty Sanchez, die bisherige Chefin für Lateinamerika, kursieren ebenfalls. Sanchez, die lange für das Geschäft in Mittel- und Südamerika verantwortlich war, steht vor einer schwierigen Situation. Statt eines Wachstumskurses kämpfte die Bank unter ihrer Aufsicht mit zahlreichen Skandalen, darunter Verwicklungen mit venezolanischen Öl-Baronen sowie Funktionären von FIFA und Petrobras in Geldwäsche-Affären.

Das vor über einem Jahrzehnt von Merrill Lynch für Hunderte von Millionen Dollar übernommene Lateinamerika-Geschäft der Julius Bär ist mittlerweile nur noch ein Schatten seiner ehemaligen Größe. Wie die neuen Führungsstrukturen und strategischen Entscheidungen unter Stefan Bollinger aussehen werden, bleibt abzuwarten, doch die Weichen für die Zukunft von Julius Bär sind bereits gestellt.