
Steigende Jugendkriminalität in Neapel: Eine gefährliche Spirale der Gewalt
2025-03-16
Autor: Simon
Die Straßen Neapels sind von einem Schatten der Gewalt und Trauer geprägt. Junge Männer, oft noch minderjährig, fallen zunehmend als Täter oder Opfer auf. Besonders in den vergangenen Monaten haben brutale Übergriffe und Mordfälle für landesweite Schlagzeilen gesorgt und die Gesellschaft alarmiert.
Salvatore Esposito, ein ortsansässiger Fotograf, hat viele der Tatorte dokumentiert. Er berichtet: „Die Morde geschehen aus banalen Gründen. Man tritt jemandem auf den Fuß, sieht ihn dumm an oder schaut seine Freundin an; das sind für viele schon ausreichende Gründe für eine extrem brutale Reaktion.“ Der Verfall von Werten in der Gesellschaft trägt dazu bei, dass junge Menschen impulsiv und gewalttätig werden.
Einer der tragischsten Fälle betraf Giovanbattista Cutolo, einen 24 Jahre alten, talentierten Hornisten und Studenten am Konservatorium. Im August 2023 versuchte er, einen Streit zu schlichten und wurde im Rücken erschossen. Bei dieser brutalen Tat ging der Mörder, ein erst 16-jähriger Bursche mit einem beachtlichen Vorstrafenregister, danach entspannt Pokern. Der Mord an Giovanbattista hat in ganz Italien Empörung und Bestürzung ausgelöst.
„Es geht darum, Stärke zu demonstrieren“, erklärt Gianfranco Wurzburger, der in der Jugendarbeit tätig ist. Er beobachtet einen besorgniserregenden Anstieg von Gewalt nach der Pandemie, insbesondere unter Jugendlichen. Der Zugang zu Waffen, selbst für Kinder, ist heute einfacher denn je. „Früher hatten wir problematische Kinder, die mit kleinen Messern hantierten. Heute sind es schockierenderweise oft schwer bewaffnete Jugendliche, sogar mit Maschinenpistolen.“ Wurzburger sieht Anzeichen dafür, dass die Methoden und Taktiken der Camorra, also der neapolitanischen Mafia, von jungen Straftätern imitiert werden.
„Alle haben Waffen“, sagt Giuseppe, ein Jugendlicher, der in einer Institution lebt, die sich um die Rehabilitation gewalttätiger Jugendlicher kümmert. „Das ist eine Art von Modetrend, und wenn man eine Waffe hat, benutzt man sie.“ Sein früheres Leben, in dem er mit 13 Jahren einen anderen Jungen mit einem Messer verletzen wollte, zeigt die erschreckende Normalität von Gewalt unter Jugendlichen heute.
Gianfranco Wurzburger kritisiert die Eltern und fordert sie auf, mehr Verantwortung für ihre Kinder zu übernehmen. Es sei wichtig, dass diese abends nicht allein unterwegs sind. Auch die Politik müsse sich dringend engagieren. „Wir benötigen innovative Bildungsansätze, die den Kindern Freude am Lernen vermitteln und ihnen ausreichend Zeit und Raum zum Spielen bieten. Der Staat darf die Jugend nicht im Stich lassen.
Die Situation in Neapel bleibt angespannt, und es wird immer deutlicher, dass eine umfassende Lösung dringend erforderlich ist, um die Spirale der Gewalt zu durchbrechen und die Lebensqualität der Jugendlichen zu verbessern.