Stefan Gelbhaar: Der komplizierte #MeToo-Fall des deutschen Grünenpolitikers
2025-01-23
Autor: Simon
Ganz Deutschland redet über die Gelbhaar-Affäre – Hier sind die 9 entscheidenden Punkte.
Die Causa Gelbhaar hat die deutsche Politik, Justiz und Medien in Atem. Ein komplexer Fall, der viele offene Fragen aufwirft und noch immer für Aufregung sorgt.
Im Dezember 2024 wurden gegen den Grünenpolitiker Stefan Gelbhaar Vorwürfe wegen sexueller Belästigung laut, die ihn seine politische Karriere kosteten. Er verlor seinen Listenplatz und steht politisch vor einem Scherbenhaufen.
Aktuell zeigen sich einige der Anschuldigungen jedoch als haltlos. Aufgrund der Vielzahl an beteiligten Akteuren und anhaltenden Fragen hat sich die Affäre tief in den Wahlkampf eingegraben. Auch Kanzlerkandidat Robert Habeck hat sich zu den Geschehnissen zu äußern müssen.
Wer ist Stefan Gelbhaar?
Stefan Gelbhaar ist seit 25 Jahren ein aktives Mitglied der Grünen und hat Rechtswissenschaften studiert. Er gehört dem Realo-Flügel der Partei an. Der 48-Jährige ist Vater von zwei Kindern und hat sich als Politiker in Berlin einen Namen gemacht. Von 2011 bis 2017 war er Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin und sitzt seit 2017 im Deutschen Bundestag. Sein Ziel war es, sich für die Bundestagswahl 2025 erneut aufstellen zu lassen.
Was wird Gelbhaar konkret vorgeworfen?
Die Vorwürfe wurden erstmals am 9. Dezember in einer Videokonferenz des linken Flügels der Grünen erhoben, als Shirin Kresse, eine junge Politikerin, Gelbhaar beschuldigte, sexuelle Belästigung gegenüber Dritten begangen zu haben. Obwohl Kresse daraufhin an die Ombudsstelle verwiesen wurde, gingen zwischen dem 11. und 13. Dezember insgesamt 18 Vorwürfe gegen Gelbhaar bei der Ombudsstelle ein. Viele dieser Beschwerden waren anonym; doch darunter waren auch schwerwiegende Vorwürfe wie die angebliche Nutzung von K.-o.-Tropfen und ungewollte körperliche Übergriffe.
Erhebliche Zweifel an den Vorwürfen
Am 14. Dezember, dem Tag der Aufstellung der Landesliste, fühlte Gelbhaar sich von der Parteispitze unter Druck gesetzt. Er zog seine Kandidatur letztendlich zurück. Der entscheidende Vorwurf eines ungewollten Kusses wird ins Licht der Öffentlichkeit gerückt durch die eidesstattliche Versicherung einer Anne K., dessen Identität mittlerweile stark angezweifelt wird. Recherchen des „Tagesspiegel“ zeigen, dass die Identität von Anne K. nicht verifiziert werden konnte: Weder im Einwohnermelderegister noch durch lokale Nachforschungen wurde eine Person mit diesem Namen gefunden.
Die Rolle der Ombudsstelle
Die Ombudsstelle der Grünen, eingerichtet zur Aufklärung von Vorfällen sexueller Gewalt, sieht sich jetzt massiver Kritik ausgesetzt, da sie anscheinend nicht die nötige Sorgfalt bei der Überprüfung der Vorwürfe walten ließ. Diese Stelle betont zwar, dass sie keine Ermittlungsbehörde ist, doch der Druck der Partei führte dazu, dass ohne umfassende Prüfung der Vorwürfe gehandelt wurde.
Koordinierte Angriffe?
Ein weiterer skandalöser Aspekt des Falls ist der Zeitpunkt der Vorwürfe. Sie fielen in eine kritische Phase vor einem Parteitag, auf dem die Landesliste aufgestellt wurde. Einige Medien spekulieren, dass interne Machtspiele im Spiel sein könnten, wobei der Rückzug Gelbhaars einem anderen Grünen, Andreas Audretsch, zugutekam. Audretsch ist Wahlkampfmanager von Robert Habeck und könnte durch die Vorwürfe gegen Gelbhaar selbst profitieren.
Konsequenzen für Shirin Kresse
Die Hauptinitiatorin der Vorwürfe, Shirin Kresse, hat erhebliche persönliche Konsequenzen zu tragen. Sie hat alle politischen Ämter niedergelegt und die Partei verlassen. Gelbhaar hat rechtliche Schritte gegen sie und weitere Beteiligte eingeleitet.
Wie geht es weiter?
Der Fall Gelbhaar bleibt weiterhin ein Streitthema in der Öffentlichkeit. Die Grünen haben eine Kommission eingerichtet, um die Vorwürfe zu untersuchen, von denen einige Betroffene bestehen bleiben. Bislang sind die genauen Details der noch nicht vollständig geklärten Anschuldigungen unklar, was Gelbhaars Verteidigung erheblich erschwert.
Was bedeutet der Fall für die Grüne Partei?
Die Affäre hat auch Auswirkungen auf den Wahlkampf der Grünen. Kanzlerkandidat Robert Habeck hat sich öffentlich zu den Vorwürfen geäußert und betont, dass er nichts von den Vorfällen wusste. Die Union nutzt die Situation, um Hebel gegen die Grünen anzusetzen und fordert eine klare Stellungnahme von Habeck.
Ein ermutigender oder erschreckender Trend?
Die Ereignisse könnten langfristige Auswirkungen auf die #MeToo-Debatte in Deutschland haben, insbesondere im Hinblick auf den Umgang mit eidesstattlichen Versicherungen. Experten warnen, dass solche Instrumente genutzt werden könnten, um ohne rechtliche Konsequenzen falsche Informationen zu verbreiten.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt und welche Lehren aus dieser komplexen Causa gezogen werden können.