Nation

Schweizer Medien am Abgrund – Ein Jahresrückblick

2024-12-30

Autor: Nina

Das Jahresende bringt erfahrungsgemäß eine Flut an Reflexionen über die Vergangenheit, doch für die Leser der Schweizer Sonntagszeitungen könnte es auch einen Abstieg in die Depression bedeuten. Die verbalen Auseinandersetzungen zwischen den Politikern werden immer unübersichtlicher, zu den meist zitierten Meinungen gehört jene von Stefan Brupbacher, Geschäftsführer von Swissmem. Er warnt: „Herr Maillard ist ein Träumer, wenn er glaubt, uns erpressen zu können.“ Dies wird von Marcel Dettling, dem Präsidenten der SVP, verstärkt: „Die Gewerkschaften machen nur Theater und sind gekauft."

Wie erschreckend der geistige Zustand der Schweiz ist, verdeutlichen die drei größten Sonntagszeitungen: „SonntagsBlick“, „SonntagsZeitung“ und „NZZ am Sonntag“. Sie kleiden sich in Ratgeber-Kostüme, hoffen, die vom Skifahren zurückkehrenden Leser zu faszinieren. Doch wer auf tiefgründige Berichterstattung hoffte, wurde mit einem mageren Themenmix abgespeist, der der Gastronomie ähnelt, in der kleinere Portionen zu hohen Preisen serviert werden.

Frank A. Meyer, der Kommentator im „SonntagsBlick“, beschreibt den Zustand der Schweizer Medien treffend als „Medienzirkus“. Kleine Geschichten werden aufgebläht, um den Anschein bedeutungsvoller Artikel zu erwecken – ein Zeichen für die abnehmende Qualität der Berichterstattung.

In der „SonntagsZeitung“ wird der Leser mit Ratschlägen für geistige Gesundheit konfrontiert, wie etwa dem Plantieren eines Apfelbäumchens gegen Depressionen. Könnte das wirklich der Schlüssel zur seelischen Erholung sein?

Ein weiterer Verlierer wird Alain Berset genannt, nun Generalsekretär des Europarats, während Obama als „der große Verlierer“ abgetan wird. Wer interessiert sich noch für solche Rückblicke?

Als Höhepunkt der intellektuellen Analyse wird ein plakativer Aufruf von Lukas Bärfuss ins Rampenlicht gerückt: „Die UBS muss zerschlagen werden.“ Diese Forderung wird von vielen als unrealistisch und schädlich für die Schweiz angesehen, die dringend auf eine starke Großbank angewiesen ist.

Vielmehr gibt es in den Medien einen Trend, der sich durch die Aufwertung kleinerer Stories und die Vernachlässigung tiefgründiger Berichterstattung auszeichnet. Arthur Rutishauser bringt eine ominöse Neuigkeit über die FINMA und Urs Rohner, die sich in den Augen vieler Leser nicht als bedeutend erweist.

Die „NZZ am Sonntag“ präsentiert eine spezielle Ausgabe zum Jahreswechsel. Alain Zucker fragt provokant: „Wird Europa zum Freilichtmuseum?“ Dies spiegelt eine zunehmend pessimistische Sicht auf die Zukunft Europas wider. Er kritisiert, dass junge Osteuropäer fleißiger und kreativer sind als ihre westlichen Kollegen und fordert eine stärkere militärische Präsenz Europas.

Die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Herausforderungen des Kontinents eröffnen keine klare politische Richtung. Darunter vermisst man oft die konkreten Alternativen zu den angesprochenen Problemen – mehr Armut für viele, wie Zucker nicht ausführt.

Letztendlich bleibt die Frage: Haben die drei Sonntagszeitungen ihren Ansprüchen zum Jahresende entsprochen? Als langjähriger Abonnent bin ich enttäuscht. Ich wollte informierte Einblicke, wurde jedoch mit oberflächlichen Inhalten abgespeist. Es ist fraglich, ob die Redakteure selbst Schuld daran tragen, oder ob die Richtung von den Verlagsleitungen vorgegeben wird.

Die NZZ hat jedoch positive Anzeichen gesetzt: Veränderungen im Personal signalisieren einen Versuch, frischen Wind in die Redaktion zu bringen. Ist das der Lichtblick, den der Schweizer Journalismus dringend benötigt? Die Antwort bleibt abzuwarten.