
Schiri-Manager Reiber: „Warum nicht mehrere Schiris auf dem Feld?“
2025-06-05
Autor: Leonardo
Ein seltener Spezialist im Schiedsrichterwesen
Brent Reiber bezeichnet sich selbst mit einem Schmunzeln als ein „rare animal“ – und tatsächlich ist es außergewöhnlich, einem Funktionär in gleich zwei Sportarten so tiefgreifende Einblicke zu gewähren. Reiber bringt frischen Wind in die Schiedsrichterwelt von Eishockey und Fußball und bewies dies in einem Interview mit SRF am Dienstag.
Von der Eisfläche ans Fußballfeld
Der langjährige Eishockey-Schiedsrichter, der unter anderem zwei WM-Finals geleitet hat, wechselte 2021 vom Eishockey zum Fußball. Dort agierte er als Berater für Schiri-Chef Daniel Wermelinger. Schnell fiel ihm auf, dass es sowohl Ähnlichkeiten als auch Unterschiede zwischen beiden Sportarten gibt. „Eishockey- und Fußballspieler sind wahre Alphatiere – oft stur und herausfordernd. Der Leistungsdruck ist in beiden Sportarten ähnlich“, erklärt er.
Die besonderen Herausforderungen der Sportarten
Trotz vieler Gemeinsamkeiten erkennt Reiber auch markante Unterschiede. Im Eishockey ist es entscheidend, dass der Schiedsrichter ständig auf Zack ist, denn die Aktionen folgen blitzschnell. Im Fußball hingegen ist die Herausforderung, die Konzentration während seltener entscheidender Momente aufrechtzuerhalten. „Es ist schwieriger, weil sich die Spieler auf größere Distanzen bewegen“, erläutert der Kanadier.
Ein mutiger Vorschlag für den Fußball
Hat der Fußball vielleicht von den Eishockey-Regeln zu lernen? Reiber überrascht, wenn er sagt: „Ich wundere mich, dass die Idee, mehrere Schiedsrichter auf dem Feld zu haben, nicht öfter diskutiert wird – es wäre ein mutiges Experiment, das es wert ist, ausprobiert zu werden.“ Er schlägt vor, den vierten Schiedsrichter aktiv ins Spielgeschehen einzubinden. Dennoch bleibt er realistisch: „Die Hierarchie im Fußball ist stark verankert.“
Zurück zu den Wurzeln: Eishockey als Leidenschaft
Nach vier Jahren verabschiedet sich Reiber als „Elite Referee Manager“ vom Fußballverband und übernimmt wieder die Rolle des „Referee in Chief“ bei der Swiss Ice Hockey Federation. Seine Entscheidung sei nicht gegen den Fußball gerichtet, betont er, aber: „Hockey ist in meiner DNA“.
Was nimmt Reiber aus dem Fußball mit?
Auf die Frage, was er persönlich aus der Zeit im Fußball mitnehme, kann Reiber nur lachen: „Turnschuhe! Ich will nie wieder in Anzugschuhen auftreten müssen. Die Eishockey-Welt muss sich daran gewöhnen, mich in Turnschuhen und kurzen Hosen zu sehen.“