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Russland plant Verbot gegen «Childfree»: Der Kreml erhebt Stimme im Kinderdiskurs

2024-09-25

Hintergrund: Die russische Regierung verfolgt laut jüngsten Angaben die Strategie, die Geburtenrate im Land zu erhöhen, indem sie den Druck auf Frauen verstärkt, Kinder zu bekommen. Der Kreml betrachtet Menschen, die keinen Kinderwunsch haben, als Bedrohung für die Gesellschaft. Aus diesem Grund will die Regierung die angebliche «Propaganda der Childfree-Bewegung» untersagen, wie am Montag bekanntgegeben wurde.

Was bedeutet «Childfree»?

Kräftige politische Stimme aus dem Kreml behauptet, dass es eine organisierte Bewegung namens «Childfree» gibt, bei der Mitglieder vehement gegen das Kinderkriegen eintreten. Russland-Korrespondent Calum MacKenzie erläutert jedoch, dass es in Wirklichkeit keine solche zusammenhängende Bewegung existiert. „Es gibt lediglich Einzelpersonen, die sich entschieden haben, keine Kinder zu bekommen und dies in Online-Foren diskutieren. Die russische Politik stilisiert heutzutage eine kleine Gruppe zu einer Angst schürenden Bewegung aus dem Westen, die nicht mit den traditionellen russischen Werten vereinbar sei.“

Wie das Verbot umgesetzt werden könnte:

Bislang gibt es keine genauen Informationen darüber, wie das Verbot der «Childfree-Propaganda» konkret aussehen wird. Es gibt jedoch Parallelen zu dem bereits bestehenden Verbot von «LGBT-Propaganda». Dieses Gesetz verbietet es, in der Öffentlichkeit über die Lebensrealitäten und Rechte von LGBTQ+ Menschen zu sprechen – ein Hinweis darauf, dass auch beim «Childfree-Verbot» öffentliche Äußerungen gegen eine bewusste Kinderlosigkeit stark eingeschränkt werden könnten.

Gründe für Kremls Intervention:

Russland sieht sich schon seit einiger Zeit mit einem ernsthaften Bevölkerungsrückgang konfrontiert. Die demografischen Entwicklungen haben nicht nur Auswirkungen auf die Gesellschaft im Allgemeinen, sondern auch auf viele Sektoren der Wirtschaft, einschließlich der Kriegswirtschaft, in der Arbeitskräfte dringend benötigt werden. Daher verstärkt die Regierung ihre Anstrengungen, die Geburtenrate zu erhöhen.

Weitere Maßnahmen zur Bekämpfung des demografischen Niedergangs:

Um die Menschen zum Kinderkriegen zu ermutigen, haben die Behörden Anreize geschaffen wie erhöhte Muttergelder und finanzielle Förderungen. Gleichzeitig wird die Vorstellung propagiert, dass das Kinderkriegen ein zentrales Element des Lebensglücks ist. Menschen, die sich bewusst für ein kinderfreies Leben entscheiden, werden von der Regierung eingenständig als «unnatürlich» oder «unpatriotisch» diskriminiert. MacKenzie weist darauf hin, dass, auch wenn der Kreml betont hat, Informationen über Entscheidungen bei Vergewaltigungen oder medizinisch bedingte Unfruchtbarkeit würden nicht unter das Verbot fallen, solche Ausnahmen lediglich das Stigma gegenüber freiwillig kinderlosen Menschen verstärken könnten.

Ein alarmierender Trend:

Diese politischen Entwicklungen werfen Fragen auf, wie Putin's Regime die Gesellschaft formt und welche gesellschaftlichen Erwartungen damit verbunden sind. Angesichts einer wachsenden Anzahl von Menschen, die ein Leben ohne Kinder bevorzugen, könnte das Verbot einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen, der tiefere soziale Spaltungen zur Folge hat. Die internationale Gemeinschaft und Menschenrechtsorganisationen könnten in dieser Angelegenheit schon bald ein wachsames Auge auf die Entwicklungen in Russland haben.