Nation

Revolution im Kampf gegen Corona: Genfer Unispital implementiert innovatives Monitoring-System

2024-09-15

Im Büro von Jason Toko am Universitätsspital Genf (HUG) dreht sich alles um Daten, die über Hospitalisationen, Intensivbehandlungen und Todesfälle in Echtzeit gesammelt werden. Toko, ein Informatiker, hat ein hochmodernes, automatisiertes System entwickelt, das nicht nur Corona, sondern auch Grippe- und RS-Virus-Infektionen überwacht. „Wir bieten eine vollkommen automatisierte und anpassungsfähige Lösung“, erklärt Toko, der während der Pandemie zuvor manuelle Datenerfassung erlebt hat.

„Ohne klare Daten über schwere Erkrankungen und Intensivpatienten starten wir einen Blindflug“, warnt Toko. Nutzer des Systems profitieren nicht nur von Zeitersparnis, sondern auch von einer potenziellen Verbesserung der Patientenversorgung – manchmal werden damit gar Leben gerettet.

Genf: Ein Vorbild im Gesundheitswesen

Professor Stephan Harbarth, ein führender Infektiologe, setzt große Hoffnungen auf das Projekt, insbesondere nach der Einstellung des schweizweiten Spitalmonitorings durch das Bundesamt für Gesundheit (BAG). „Ohne aktuelle Daten sind wir blind im Umgang mit Krankheiten“, resümiert er.

Seit der Einführung des letzten Monitoring-Systems vor 20 Jahren wird die Schweiz im Vergleich zu Ländern wie Großbritannien und Dänemark für ihre hinterherhinkende Digitalisierung kritisiert. Fachleute bemängeln das Fehlen einer robusten Infrastruktur zur Erhebung und Nutzung von Gesundheitsdaten, was als ernsthaftes Hindernis für die präventive Medizin angesehen wird.

Eine umstrittene Entscheidung: BAG und die Zukunft des Monitorings

Der Chefarzt für Spitalhygiene am HUG äußert den Wunsch, dass weitere Krankenhäuser dem innovativen System beitreten und die Vorteile der zentralen Datennutzung erkennen. „Jedes zusätzliche Krankenhaus, das mitmacht, ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt Harbarth und betont, dass ohne das BAG eine integrale Lösung äußerst herausfordernd bleibt, insbesondere wegen strenger Datenschutzbestimmungen.

Das BAG hat sich in einer Stellungnahme zu Wort gemeldet und das Ende des schweizweiten Monitorings bedauert. Die Begründung wird von finanziellen Engpässen und dem hohen Ressourcenbedarf geprägt.

Zukünftige Pläne: Die nationale Plattform „Digisanté“

Trotz der Herausforderungen sind die Verantwortlichen optimistisch. Laut einer Mitteilung des BAG steht eine moderne nationale Plattform namens „Digisanté“ zur Überwachung übertragbarer Krankheiten in Planung. Die rechtlichen Grundlagen sollen bis nach der Revision des Epidemiengesetzes in den nächsten Jahren geschaffen werden. Das innovative System von Jason Toko könnte hierbei als Vorbild für die nationale Plattform dienen – ein Hoffnungsschimmer im Kampf gegen zukünftige Gesundheitskrisen.