
Regula Engel: Napoleons Schweizer Amazone auf dem Schlachtfeld
2025-04-15
Autor: Luca
Ein Aufbruch ins Unbekannte
Am 19. Mai 1798 beginnt die Schweizerin Regula Engel ihre abenteuerliche Reise, als die französische Flotte mit fast 200 Segeln von Toulon aussetzt - Kurs Ägypten. An Bord des Flaggschiffs "L'Orient" trifft sie auf den ehrgeizigen Kommandanten Napoleon Bonaparte, der sie in persönlichen Gesprächen mit einem Augenzwinkern einlädt: "Möchten Sie eine Prise Tabak, meine kleine Schweizerin?"
Schweizer Söldner im Napoleons Heer
Die Präsenz von Schweizer Söldnern in Napoleons Armee ist bemerkenswert. Historikerin Nathalie Büsser berichtet, dass im 18. Jahrhundert Hunderttausende von Schweizern in verschiedenen Armeen tätig waren. Zu Napoleons Zeiten umfassten die eidgenössischen Truppen über 14.000 Männer.
Eine außergewöhnliche Offiziersgattin
Regula Engel ist nicht die einzige Frau an Bord; insgesamt reisen 14 Offiziersfrauen mit, darunter zwei Schweizerinnen. Die historischen Aufzeichnungen zeigen, dass Frauen eine bedeutende Rolle im militärischen Alltag spielten.
Mit Waffe und Uniform zum Leutnant
Im hektischen Geschehen Ägyptens ergreift Regula Engel die Initiative: Sie zieht sich eine Uniform an und übernimmt den Dienst eines Leutnants, und zeigt damit, dass sie mehr als nur die Frau des Offiziers ist. Sie entwaffnet betrunkene Soldaten und setzt sie in Arrest, während ihre militärische Haltung von den Offizieren gelobt wird.
Wagemutige Taufen und die eigene Familie
Regula Engel bringt insgesamt 21 Kinder zur Welt, lebt jedoch oft getrennt von ihnen. In einem bemerkenswerten Vorfall tauft Napoleon persönlich ihre Zwillinge, als kein Priester vorhanden ist: "Bonaparte taufte die beiden Knaben, und gab ihnen beide seinen Namen."
Vom Ruhm zur Tragödie
Nach der Rückkehr nach Frankreich wird die Familie Engel Teil des Hofes von Napoleon und dessen Frau Marie-Louise. Doch das Schicksal schlägt zu, als Regula und ihre Familie am berühmten Schlachtfeld von Waterloo stehen. Sie überlebt schwer verletzt, während ihr Mann und ihre Söhne in der Schlacht fallen.
Die verzweifelte Suche nach den Kindern
In ihrer Verzweiflung begibt sich Regula auf eine zehntjährige Reise über den Atlantik, um ihre Kinder zu finden. Schließlich entdeckt sie ihren schwer kranken Sohn Caspar in New Orleans, bevor sie alleine und mittellos in die Schweiz zurückkehrt.
Ein literarisches Vermächtnis
1821 veröffentlicht Regula Engel ihre packenden Memoiren "Frau Oberst Engel. Memoiren einer Amazone aus Napoleonischer Zeit". Die Erinnerungen verkaufen sich schnell und machen sie bekannt. Trotz der oft übertrieben erscheinenden Geschichten verdient sie nicht die Rente, die ihr zustehen könnte.
Ein Leben voller Ungewissheit
Regula Engel stirbt im Alter von 92 Jahren verarmt im Zürcher Predigerspital. Ihre beeindruckenden Erinnerungen jedoch leben weiter und zeigen die bemerkenswerte Rolle einer Frau in einer Zeit, in der sie für gewöhnlich im Hintergrund gedrängt wurde.