Raiffeisen: Mega-IT-Desaster bedroht die Genossenschaftsbanken
2024-11-13
Autor: Nina
Die Raiffeisen-Gruppe, die mittlerweile zur zweitgrößten Bankengruppe der Schweiz aufgestiegen ist, sieht sich erneut mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Nach der Vincenz-Affäre, die die Bank in den vergangenen Jahren beschäftigte, betrifft die neue Kritik die Informatikprojektionen der Bank.
Wie Insider berichten, könnten die Abschreibungen aufgrund missratener IT-Projekte bis zu 500 Millionen Schweizer Franken betragen. Die Verantwortung für diese Kosten liegt bei den einzelnen Raiffeisen-Banken, die als Eigentümer von Raiffeisen Schweiz fungieren.
Ein zentrales Projekt war die Ablösung von Finfox, einer Anlagelösung, die von einem renommierten Ex-Banken-Professor entwickelt wurde. Stattdessen wurde entschieden, die Lösung von Aixigo zu implementieren, die sich als enormes finanzielles Fass ohne Boden entpuppte. Bislang wurden über 100 Millionen in Aixigo investiert, jedoch ohne nennenswerte Ergebnisse.
Ein weiteres großes Problemkind ist das neue E-Banking-System, das den Kunden der Raiffeisen ermöglichen sollte, ihre Bankgeschäfte bequem über das Smartphone abzuwickeln. Doch auch hier wurden mehr als 100 Millionen Franken „verlocht“, ohne dass signifikante Fortschritte erzielt werden konnten.
Obwohl das Projekt der Firma atpoint, das eine Lösung für die Kreditvergabe bieten sollte, planmäßig in Betriebgenommen wurde, wirft die Mehrheit der angeschobenen Projekte Fragen auf. Der massive Geldverlust für IT-Investitionen, ohne dass nennenswerte Fortschritte erzielt wurden, ist alarmierend.
Bei Raiffeisen wurde angekündigt, alles „agil“ zu gestalten – ein Konzept, das auch andere Banken verfolgt haben. IT-Chef Robert Schleich hatte vor 2,5 Jahren erklärt, dass ein neues zentrales Kernbankensystem für alle Raiffeisenbanken eingeführt wurde, um die digitale Transformation voranzutreiben. Die Realität sieht jedoch anders aus: Raiffeisen hat die angestrebte Verbesserung nicht erreicht und könnte Jahre im Rückstand sein.
Hinter den Kulissen wird Schleich, der früher bei der Credit Suisse und Julius Bär tätig war, als eine Schlüsselfigur des Desasters angesehen. Ungeachtet seiner wiederholten Beteuerungen über die Fortschritte, die Raiffeisen im digitalen Bereich gemacht hat, wird er als Hauptverantwortlicher genannt, während auch der CEO Heinz Huber, der seit 2019 die Zügel in der Hand hält, zur Verantwortung gezogen wird.
Für die Zukunft kündigte Raiffeisen an, dass eine Überprüfung der bislang gewählten Projekte für Sommer 2024 anstehen soll, um die Laufzeiten und den Umfang der Projekte anzupassen. Ein Sprecher der Raiffeisen erklärte zudem, dass man sich nicht zu Spekulationen oder internen Angelegenheiten äußern wolle und keine Details zu den Projektkosten bereitstellen kann.
Angesichts der enormen finanziellen Verluste und der unklaren Zukunft der digitalen Projekte bleibt abzuwarten, wie Raiffeisen mit dieser Krise umgehen wird und ob die Genossenschaftsbank in der Lage ist, sich aus dieser prekären Lage zu befreien.