
Peter Bichsel: Der Meister der kleinen Geschichten ist im Alter von 89 Jahren verstorben
2025-03-17
Autor: Lukas
Peter Bichsel, einer der bedeutendsten Stimmen der Schweizer Literatur, ist im Alter von 89 Jahren verstorben. Obwohl er als Wenigschreiber bekannt war und nur eine begrenzte Anzahl an Kurzgeschichten, Essays und Kolumnen hinterlassen hat, hat Bichsel einen bleibenden Eindruck in der literarischen Landschaft hinterlassen.
Der Durchbruch kam 1964 mit „Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennenlernen“, einem schmalen Buch von nur 50 Seiten, das 21 prägnante Geschichten beinhaltete und das Publikum mit seinem lakonischen Stil und der unprätentiösen Erzählweise faszinierte. Diese Sammlung ließ ihn rasch in die „Gruppe 47“ aufgenommen werden, die ihm ein Jahr später den „Preis der Gruppe 47“ verlieh.
Seine „Kindergeschichten“, die 1969 veröffentlicht wurden, etablierten ihn ebenso als wichtigen Schriftsteller in der deutschsprachigen Literatur wie die frühen Kurzgeschichten. Während seiner gesamten Karriere war Bichsel auch als Kolumnist aktiv und schrieb für renommierte Publikationen wie die „Weltwoche“ und die „Schweizer Illustrierte“, wo er von 1968 bis 1975 seine scharfsinnigen Beobachtungen zur gegenwärtigen Gesellschaft und ihren Herausforderungen zum Besten gab.
Bichsel war bekannt dafür, stets zwischen den Stühlen zu sitzen und komplexe gesellschaftliche Themen zu beleuchten, sei es die Studentenbewegung der 1968er Jahre oder die Proteste um den Jurakonflikt. In seiner Rolle als Schriftsteller und sozialer Kommentator hat er ein bemerkenswertes Augenmerk auf die sozialen Ungerechtigkeiten in der Schweiz gelegt.
Geboren 1935 als Sohn eines Handwerkers in Luzern, zog die Familie nach Olten, wo er seine Schulzeit verbrachte. Nach seiner Ausbildung zum Primarlehrer arbeitete Bichsel bis 1968 und wieder 1973 in diesem Beruf. 1956 heiratete er die Schauspielerin Therese Spörri und trat 1957 der Sozialdemokratischen Partei bei, in der er bis 1995 blieb. Als persönlicher Berater und Redenschreiber des ehemaligen Bundesrats Willi Ritschard von 1974 bis 1981 spielte er eine wichtige Rolle in der Schweizer Politik und pflegte mit Ritschard eine enge Freundschaft.
Bichsel hinterlässt nicht nur ein beeindruckendes literarisches Erbe, sondern auch eine unersetzliche Lücke in der Schweizer Kulturlandschaft. Auch wenn seine Stimme verstummt ist, bleiben seine Essays und Geschichten lebendig und inspirierend für zukünftige Generationen von Schriftstellern und Lesern. Sein Stuhl in der Literatur bleibt leer, aber sein Einfluss wird weiterhin spürbar sein.