Patrick Hässig: "Niemand zeigt einem, wie man Nationalrat ist!"
2024-12-26
Autor: Lukas
Ein Jahr nach den Wahlen: 20 Minuten trifft neue Parlamentsmitglieder zu einem Getränk ihrer Wahl. Es ist eine spannende Zeit für die frischgebackenen Abgeordneten, die sich in der turbulenten Welt der Politik zurechtfinden müssen.
Patrick Hässig, GLP-Nationalrat, ist in der Öffentlichkeit als Radiomoderator bekannt und arbeitet zudem als Pflegefachmann im Zürcher Stadtspital Triemli. Seine vielseitige Karriere und seine persönlichen Interessen geben einen interessanten Einblick in seine Persönlichkeit. Er verbringt seine Freizeit gerne mit "Quality-Time-Inseln" und hat den Wunsch, imkern zu lernen – nicht zuletzt wegen der bedeutenden Rolle der Bienen für unser Ökosystem.
Das Interview fand in einem eleganten Hotel Bellevue in Bern statt, in dessen nostalgischem Ambiente Hässig seine Verbindungen zur Schweizer Politik reflektiert. "Jetzt selbst als Politiker hier zu sein, hat etwas Surreales", sagt der 45-Jährige.
Hässig sitzt seit einem Jahr für die GLP in der Nationalversammlung. Er gesteht, dass die Herausforderungen größer sind als erwartet. "Niemand zeigt einem am Anfang, wie man Nationalrat ist, das muss man selbst lernen", erzählt er. So musste er herausfinden, wann und wo er sich während der Sessions verpflegen kann – eine Herausforderung, die ihn Anfangs oft mit Hunger zurückließ.
Eine Episode, die sein Einleben symbolisiert, war eine freundliche Geste einer SVP-Nationalrätin, die ihm sagte: "Chum Bueb, ich zeig dir jetzt mal die Hütte." Diese Unterstützung half ihm, sich in der neuen Umgebung besser zu orientieren.
Zudem ist die Flut an Informationen und an Themen, über die abgestimmt wird, beeindruckend. Hässig gibt zu, dass er in seiner ersten Session manchmal unklar war, worüber genau er abstimmte. Doch das Gefühl, Teil des politischen Geschehens zu sein, lässt ihn optimistisch in die Zukunft blicken. Nach einem Jahr hat er einen guten Überblick gewonnen und viel über seinen neuen Beruf gelernt.
Neben seiner Tätigkeit im Nationalrat widmet sich Hässig 30 Prozent seiner Zeit seiner Arbeit im Gesundheitswesen. Er hat 20 Jahre lang Radio gemacht, was ihm in seiner Politikerkarriere zugutekommt: "Manchmal ist es im Nationalrat auch ein bisschen wie auf einer Kinderstation oder im Showbusiness," scherzt er.
Hässig ist in bescheidenen Verhältnissen in Oerlikon aufgewachsen und erinnert sich an die Worte seiner Mutter: "Wir haben noch ungefähr 15.70 Franken auf dem Konto." Diese Demut hat ihn geprägt.
Auch heute lebt er in Oerlikon und verbringt seine Freizeit aktiv, oft mit seinem Mann oder seinen Göttikindern. Die letzten Monate, in denen er weniger Bewegung hatte, haben ihn dazu veranlasst, joggen zu gehen, und der Wunsch, ein Imker zu werden, wird immer größer. "Vielen ist nicht bewusst, dass ohne Bienen das Leben, wie wir es kennen, nicht möglich wäre", erklärt er.
Wichtig zu erwähnen ist auch, dass Hässig seine Französischkenntnisse auffrischen möchte. Englisch ist im Nationalrat aufgrund der fehlenden Landessprachlichkeit tabu. "Ich verstehe relativ viel, aber für eine Debatte in der Kommission reicht es noch nicht", sagt er. Ein Französchischkurs steht ganz oben auf seiner To-Do-Liste.
Für die Zukunft hat Hässig keine fixen Pläne: "Ich nehme es, wie es kommt", erklärt er gelassen.
In einem kurzen Fragebogen gibt Hässig Einblicke in sein Leben. Sein erster Job war als ehrenamtlicher Radiomoderator. Seine letzte Trunkenheit erlebte er an einem Abend in der letzten Frühlingssession. Traurig wurde er vor einigen Monaten, als seine Katze starb. Auf einer Glücklichkeitsskala bewertet er sich mit einer 9 – stets auf der Suche nach Verbesserung. Ein Buch, das er empfiehlt, ist "Neu-Oerlikon" von Esther Rein.
Patrick Hässig zeigt, wie vielseitig das Leben eines Nationalrats sein kann, und setzt sich mit Enthusiasmus und Engagement für die Anliegen seiner Wählerinnen und Wähler ein.