
Onsen in Japan: Heisse Quellen kämpfen ums Überleben wegen Tourismus
2025-03-31
Autor: Lukas
Ein Besuch in Japan wäre unvollständig ohne das entspannende Erlebnis in einer heissen Quelle, bekannt als Onsen. Laut Angaben von "Japan Tourismus" gibt es im ganzen Land über 27'000 natürliche Thermalquellen. Doch nun sehen sich viele dieser Quellen mit akuten Wassermangelproblemen konfrontiert – und das vor allem aufgrund des ansteigenden Tourismus.
Besonders betroffen ist das Städtchen Ureshino, gelegen auf der südlichen Insel Kyūshū. Mit einer Bevölkerung von 25'000 Einwohnern, ist Ureshino einst ein beliebtes Ziel für inländische Gäste gewesen, doch jetzt strömen auch immer mehr internationale Touristinnen und Touristen in die Region. Die Beliebtheit des Ureshino Onsen hat direkte Auswirkungen auf den Wasserstand. Laut dem japanischen Staatsfernsehen NHK fiel der durchschnittliche Wasserstand der Wasserversorgung in Ureshino im vergangenen Jahr auf einen dramatischen Tiefpunkt von 39,6 Metern, was einem Rückgang von 20 Prozent gegenüber den 50 Metern von vor vier Jahren entspricht.
Ein weiteres Thema, das oft übersehen wird, ist das Tattoo-Verbot in vielen Onsen. Westliche Besucher sollten sich vor ihrem Besuch über die Vorschriften informieren. Oft haben Tattoos, die in Japan nach wie vor mit der Yakuza und Kriminalität assoziiert werden, Auswirkungen auf den Zugang. Immer mehr Onsen beginnen jedoch, ihren Regeln gegenüber tätowierten Gästen aufgeschlossen zu sein. Entwicklungspläne für offizielle Websites sind derzeit in Arbeit, um Tattoo-freundliche Onsen aufzuzeigen.
Ein weiteres bedeutendes Problem in Ureshino sind die privaten Onsen. Viele ausländische Reisende geben gerne Hunderte von Franken aus, um die Erfahrung in einem privaten Hotelzimmer zu genießen. Der durchschnittliche Eintritt zu öffentlichen Onsen beträgt jedoch weniger als drei Franken, was die Entscheidung für öffentliche Einrichtungen noch unverständlicher macht. Scham bezüglich der Tradition, nackt zu baden, ist ebenfalls ein Faktor, weshalb viele Touristen sich für private Bereiche entscheiden. Diese wachsende Nachfrage hat zur Folge, dass zusätzlich Wasser in die privaten Zimmer gepumpt werden muss, was die Wasserversorgung weiter belastet.
Die lokalen Behörden haben bereits reagiert und fordern Hotels und traditionelle Gasthäuser dazu auf, Maßnahmen zu ergreifen. In der Diskussion sind unter anderem Einschränkungen für den Zugang zu privaten Onsen in den späten Nachtstunden. Es sollte zudem beachtet werden, dass nicht nur der Tourismus für die Wasserknappheit in Onsen-Städten verantwortlich ist. Auch alte und rostige Rohre sowie eine veraltete Pumpinfrastruktur tragen zu unnötigem Wasserverlust bei.
Die Frage bleibt: Würdest du lieber dem traditionellen Brauch folgen und öffentlich in einem Onsen in Japan baden, oder wärst du bereit, für ein privates Bad tiefer in die Tasche zu greifen?