
ON lässt die kleinen Einzelhändler im Stich – Die Schattenseiten des Erfolgs
2025-03-20
Autor: Gabriel
Einführung
In den letzten Jahren hat sich die Marke ON, ursprünglich als reinrassige Laufschuh-Firma gestartet, zur beliebten Lifestyle-Marke entwickelt. Doch die kleineren Einzelhändler, die über Jahre hinweg die Marke unterstützt und erfolgreich verkauft haben, sind jetzt frustriert und fühlen sich vom Unternehmen im Stich gelassen.
Vertriebsgleichbehandlung
Kleine Geschäfte, die mit ON zusammenarbeiten, berichten von einer Ungleichbehandlung im Vertrieb. Um die beliebten ON-Schuhe in ihr Sortiment aufzunehmen, müssen sie hohe Mindestbestellmengen hinnehmen, was für kleinere Läden eine massive Hürde darstellt. Die berüchtigte 60/40- und 80/20-Regel, nach der ein bestimmter Prozentsatz der Bestellung aus von ON vorgegebenen Laufschuhen bestehen muss, belastet die kleinen Einzelhändler zusätzlich. Oft sitzen sie auf unverkauften Running-Schuhen, da die Nachfrage nach den gefragten Lifestyle-Modellen wie „Clouds“ deutlich höher ist.
Konsequenzen für Einzelhändler
Das hat zur Folge, dass immer mehr Einzelhändler die Zusammenarbeit mit ON einstellen. Der stationäre Einzelhandel steht ohnehin unter Druck durch hohe Mieten, den stetig wachsenden Online-Handel und steigende Betriebskosten.
Unternehmensantwort
Trotz der Beschwerden bietet ON eine zurückhaltende Erklärung an: „Wir verfolgen eine Multi-Channel-Distributionsstrategie und schätzen die kleinen Händler“, heißt es von Unternehmensseite. Doch die Realität sieht anders aus. Häufig wird von Kunden berichtet, dass sie in den Geschäften nach einem spezifischen Produkt fragen, dieses jedoch aufgrund der strengen Vorgaben nicht angeboten werden kann. In der Folge wenden sie sich direkt an den ON-Onlineshop, was den Verlust des Einzelhandelsumsatzes zur Folge hat.
Verpflichtungen der Händler
Zusätzlich verlangt ON von seinen Partnern monatliche Reportings. Die Nichteinhaltung dieser Vorgaben kann zu drastischen Konsequenzen führen, bis hin zur Beendigung der Zusammenarbeit. Ein Einzelhändler bringt es auf den Punkt: „ON vergisst, wer sie groß gemacht hat. Wir kleinen Händler haben ON erst in Umlauf gebracht.“
Abschließende Gedanken
Die einst so vielversprechende Geschichte des Schweizer Startups zeigt nun auch ihre Schattenseiten. Während die Gründer und Aktionäre von dem Erfolg profitieren, stellt sich die Frage: Was ist mit den kleinen Geschäften, die entscheidend zum Aufstieg von ON beigetragen haben? Diese sehen sich inzwischen oft gezwungen, Produkte im Abverkauf zu verramschen, um nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben.
Branchenblick
Der Fall von ON ist kein Einzelfall und wirft ein Licht auf die Herausforderungen, denen kleinere Händler in der heutigen Wirtschaft gegenüberstehen. Während Großunternehmen einen unaufhaltsamen Aufstieg erleben, bleibt der schmale Grat zwischen Erfolg und Rücksichtslosigkeit gegenüber den Partnern oft unbemerkt. Die Frage bleibt: Wie lange können die kleinen Einzelhändler noch überleben?