Technologie

Nvidia-Partner Supermicro unter Druck: Aktienkurs bricht dramatisch ein

2024-09-27

Der kalifornische Server-Hersteller Supermicro befindet sich in einer ernsten Krise, und das bereits zum dritten Mal in den letzten zehn Jahren. Der Investment-Research-Service Hindenburg Research veröffentlichte Ende August einen umfassenden Bericht, der zahlreiche Verfehlungen des Unternehmens anprangert, wodurch der Aktienkurs von Supermicro dramatisch gefallen ist.

Charles Liang, der Gründer und CEO von Supermicro, wies die Anschuldigungen in einem offenen Brief an Investoren, Kunden und Partner zurück. Er behauptet, dass Hindenburg Research eigene Interessen als Shortseller verfolgt, um den Aktienkurs gezielt zu drücken. Dennoch konnte Supermicro den von der amerikanischen Börsenaufsicht SEC geforderten Quartalsbericht nicht rechtzeitig vorlegen, da man die Vorwürfe gegen das Unternehmen untersucht.

Tatsächlich fiel der Aktienkurs von Supermicro (SMCI) erheblich, besonders nachdem Berichte aufgetaucht sind, dass das US-Justizministerium (Department of Justice, DOJ) den Fall prüft. Supermicro, ein enger Partner von Nvidia, profitiert seit Jahren enorm von der steigenden Nachfrage nach KI-Technologien. Das Unternehmen ist bekannt dafür, Nvidias KI-Rechenbeschleuniger in seine Server zu integrieren und verkauft diese an prominente Kunden wie Tesla und xAI.

Wiederholt gab es jedoch Vorwürfe gegen Supermicro. Bereits 2015 wurden in Berichten unzulässige Umsatzmanipulationen innerhalb der Vertriebsabteilung des Unternehmens aufgedeckt, was zur Verhängung von Strafen durch die SEC in den Jahren 2020 führte.

Hindenburg Research erhebt weitergehende Vorwürfe, die auf Informationen eines ehemaligen Mitarbeiters basieren. Diese besagen, dass Supermicro einige der verantwortlichen Personen, die für die früheren Fehlverhalten verantwortlich waren, wieder eingestellt hat. Besonders im Fokus steht Howard Hideshima, der seit Mai 2023 als Berater für die taiwanesische Firma Ablecom tätig ist – ein Unternehmen, das von Jian-Fa Liang, einem Bruder von Charles Liang, geleitet wird.

Zusätzlich wird kritisiert, dass die Familie Liang ein komplexes Netzwerk innerhalb der Unternehmensstruktur geschaffen hat. Während Ablecom als ein wesentlicher Zulieferer für Supermicro bekannt ist, führt die taiwanesische Firma Compuware Technology, die von einem anderen Bruder, Jian-Da Liang, geleitet wird, ebenfalls wichtige Geschäfte in diesem Bereich.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass große Unternehmen Anteile an relevanten Zulieferern erwerben oder diese ganz übernehmen. Allerdings stellt sich die Frage, ob das Geschäftsgebaren von Supermicro und deren Verflechtungen mit den Geschäfte von Ablecom und anderen Partnern tatsächlich zu einer Wettbewerbsverzerrung führen – ohne klare Beweise für Fehlverhalten ist dies schwer zu beurteilen.

Die aktuellen Vorwürfe sind besonders brisant, da sie Supermicro in einem ungünstigen Licht erscheinen lassen, während andere bedeutende Akteure in der IT-Industrie ähnliche Praktiken an den Tag legen, ohne dafür in Frage gestellt zu werden. Auf der Computex 2024 kündigte Charles Liang an, massive Wachstumsraten für wassergekühlte KI-Server zu erwarten, fordert jedoch gleichzeitig ein Umdenken in der Branche, die oft zugegebenermaßen gemeinsame Technologien nutzt.

Im Jahr 2018 führte Bloomberg Berichte über angebliche Spionagechips auf Server-Mainboards von Supermicro an. Diese Vorwürfe wurden nie vollständig geklärt. Wiederum wird die Glaubwürdigkeit der Berichte hinterfragt, da es keine detaillierte Erklärung darüber gibt, wie diese angeblichen Spionagechips funktionierten und welche Daten sie möglicherweise abgegriffen hätten.

Supermicro hat zwar in der Vergangenheit gegen Vorschriften der SEC verstoßen und steht nun unter Beobachtung, doch ist klar, dass das Unternehmen und seine Produkte eine zentrale Rolle im aktuellen KI-Boom spielen. Anleger sollten vorsichtig sein und sich der Risiken bewusst werden, die mit der volatilen Natur von Aktien in der Technologiebranche verbunden sind. Die Situation zeigt, dass während der KI-Hype viele Chancen verspricht, auch große Risiken bestehen können.