Nokia: Der letzte Vorhang für eine legendäre Marke
2025-01-16
Autor: Luca
Ein unrühmlich-dramatisches Ende für eine der einst bedeutendsten Marken der Mobilfunkgeschichte: Die letzten Nokia-Telefone verschwinden in diesen Tagen aus den Online-Shops. Der Tech-Reporter der 'Futurezone' hat entdeckt, dass die letzten Modelle von der Website des Herstellers HMD Global entfernt wurden. Nur einige Restbestände sind noch verfügbar. Damit ist der letzte verzweifelte Versuch, in der Smartphone-Ära Fuß zu fassen, gescheitert.
Nokias Schicksalsjahr war 2007. Das Debüt des iPhone durch Apple und die Lancierung des Android-Betriebssystems durch Google führten zur Gründung einer breiten Allianz von iPhone-Konkurrenten. Während Nokia einen anderen Weg wählte, blieb das Unternehmen mit seinem veralteten Betriebssystem Symbian auf der Strecke. Diese Entwicklung ist umso tragischer, wenn man bedenkt, dass Nokia bereits 1996 den Vorläufer des modernen Smartphones entwickelte: die Communicator-Modelle, die E-Mails und Faxe versenden und im Internet surfen konnten. Das Nokia 7710 verfügte bereits 2004 über ein Touchdisplay.
Microsoft stellte den letzten Nagel im Sarg von Nokia
2011 entschloss sich Nokia, eine Partnerschaft mit Microsoft einzugehen, um aus der Krise zu entkommen. Dies stellte sich als fataler Fehler heraus. Microsoft legte die falschen Prioritäten fest: Anstatt schnell eine Vielzahl von Apps anzubieten, versuchte der Konzern, eine gemeinsame technologische Basis für Mobilgeräte, PCs und Spielkonsolen zu schaffen. 2013 erwarb Microsoft Nokias Mobilfunksparte für 5,5 Milliarden Euro, was das endgültige Aus für das Unternehmen bedeutete. Nach diesem Kauf brachten auch bedeutende Hersteller wie Samsung und HTC keine Windows-Smartphones mehr heraus.
Obwohl Nokia als Unternehmen kaum mehr aktiv war, existierte die Marke weiterhin durch HMD Global, die den klangvollen Namen für ihre Android-Handys verwendete. Diese neuen Modelle hatten jedoch nichts mit der Widerstandsfähigkeit und Identität der Kultgeräte zu tun, die bei vielen nostalgische Erinnerungen wecken: Das legendäre Nokia 3310 ist nach wie vor unübertroffen in Bezug auf Robustheit und Akkulaufzeit.
Ein klingendes Erbe
Der berühmte Nokia-Klingelton, basierend auf Francisco Tárregas Gitarrenstück 'Gran Vals', bleibt ein Zeichen von Nostalgie. Auch die schlicht gehaltenen Spiele wie 'Snake' erfüllten ihren Zweck des Zeitvertreibs, ohne dass In-App-Käufe nötig waren – damals kam Unterhaltung noch ohne zusätzliche Kosten.
Mit dem Ende der Marke ist der Weg frei in die Hall of Fame der untergegangenen Tech-Marken. Erinnerungswerte Memes sind auf sozialen Medien weit verbreitet, und Reddit-Gruppen wie 'vintagemobilephones' lassen uns die Pioniere der frühen Mobilfunkära erneut begegnen. Ein Beispiel dafür wäre der Palm Pilot, ein handlicher Computer, der handschriftliche Texte entschlüsseln konnte.
Für Technik- und Designenthusiasten lohnt sich der Besuch des Online-Museums unter nokiadesignarchive.aalto.fi, das sich dem markanten Design der Nokia-Geräte widmet. Auf mobilephonemuseum.com finden sich zudem über 2800 Modelle mit detaillierten technischen Daten und Fotografien. Dieses Museum bewahrt nicht nur die Geschichte, sondern auch die Geräte selbst für zukünftige Generationen.
Die traurige Liste der untergegangenen Marken umfasst auch Siemens, BenQ, Sony Ericsson und Blackberry, das einst bei Geschäftsmännern äußerst beliebt war. Blackberry konnte den Smartphone-Boom nicht überstehen und verschwand schließlich ganz im Jahr 2020. Ein schmerzhafter Abschied für eine Marke, die technologische Maßstäbe setzte.
Ein unerwarteter Gast: Swatch ist ebenfalls Teil dieser Geschichte. Das Schweizer Uhrenunternehmen stellte in Zusammenarbeit mit Nokia drei Telefone her. Eines davon war das TCE 121 von 1993, das in einem bunten Gehäuse steckte. Trotz ihrer kreativen Designs scheiterten diese Modelle in der Vermarktung und landeten oft direkt im Müll.
Die Geschichte von Nokia ist ein eindringliches Beispiel für den rasanten Wandel in der Technologiewelt. In einer Ära, in der Marken kommen und gehen, bleibt die Frage: Welche Marke wird die nächste sein?