Mumienkäse: Geheimnis des ältesten Käses der Welt entdeckt
2024-09-27
Autor: Gabriel
In einer faszinierenden neuen Studie wurde das ursprüngliche Zuhause von Kefir, dem beliebten fermentierten Milchgetränk, erneut in Frage gestellt. Frühere Annahmen deuteten darauf hin, dass Kefir seinen Ursprung in Russland hatte, doch jüngste Forschungsergebnisse zeigen, dass dies nicht der Fall ist.
Die neue Untersuchung konzentriert sich auf den sogenannten „Mumienkäse“, der vor etwa 3500 bis 4000 Jahren als Grabbeigabe in den Gräbern der Region Xiaohe, im westlichen China, beigesetzt wurde. Dieser Käse, der auf den Mumien gefunden wurde, hat Forscher weltweit in Erstaunen versetzt. Die Käsestücke wurden auf den Hals und die Brust von rund 3600 Jahre alten mumifizierten Körpern gelegt, was darauf hindeutet, dass die Zubereitung von Käse in dieser Zeit eine bedeutsame kulturelle Praxis war.
Eine Gruppe von Wissenschaftlern unter der Leitung von Yichen Liu von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften hat nun die DNA-Analyse dieser antiken Käseproben durchgeführt und herausgefunden, dass der Mumienkäse aus einer Mischung von Kuh- und Ziegenmilch hergestellt wurde. Dabei scheint jede Milchquelle in separaten Chargen verarbeitet worden zu sein, ohne dass die beiden Milchsorten miteinander vermischt wurden. Diese Entdeckung eröffnet neue Perspektiven auf die Käseherstellungstechniken der damaligen Zeit.
Die Ziegen, deren Milch benutzt wurde, gehörten zu einer genetischen Linie, die heute nicht mehr weit verbreitet ist. Analysen deuten darauf hin, dass diese Ziegen von den nomadischen Völkern aus der eurasischen Steppe stammten, die möglicherweise ihre Käseherstellungstechniken und -traditionen an die Menschen im westlichen China weitergaben. Dieser kulturelle Austausch zeigt, wie verbunden verschiedene Zivilisationen in der Antike waren.
Die Herstellung des Mumienkäse geschah ohne den Einsatz vonLab, dem Enzym, das heute häufig zur Käseherstellung verwendet wird. Stattdessen verwendeten die Menschen in Xiaohe Kefirknollen, die mit Milchsäurebakterien und Hefen gefüllt waren. Diese Knollen ermöglichten es, der Milch durch natürliche Fermentation Kefir zu produzieren, welcher dann weiter verarbeitet wurde, um den festen und haltbaren Käse zu erhalten. Ein weiterer Vorteil dieser Zubereitung war, dass das Endprodukt kaum Laktose enthielt, was den Menschen- möglicherweise während der Bronzezeit—half, trotz ihrer häufigen Laktoseintoleranz Milchprodukte zu genießen.
Darüber hinaus konnte das Forschungsteam nachweisen, dass in den Proben die Milchsäurebakterien Lactobacillus kefiranofaciens und die Hefe Pichia kudriavzevii vorhanden waren. Diese Mikroben bilden auch noch heute den Kern der modernen Kefir-Kulturen, haben sich jedoch im Lauf der Jahrhunderte weiterentwickelt. Es stellte sich heraus, dass die Lactobacillus-Norm näher mit der tibetischen Variante verwandt ist als mit der russischen, was die bisherigen Annahmen über die Herkunft von Kefir erheblich in Frage stellt.
Die Autorin der Studie betont, dass die Daten darauf hinweisen, dass die Kultur der Keferherstellung in Xinjiang seit der Bronzezeit existiert und demnach eine viel reichhaltigere Geschichte hat, als bisher angenommen. Diese Erkenntnisse könnten nicht nur unser Verständnis über die Ursprünge von Kefir revolutionieren, sondern auch wichtige Einblicke in die Ernährung und Lebensweise der antiken Zivilisationen des westlichen China bieten.
In Anbetracht der neuen wissenschaftlichen Entdeckungen könnte es an der Zeit sein, unsere Vorstellung von der Geschichte von Kefir und Käse insgesamt neu zu bewerten.