Wissenschaft

Mikrobiom: Wie Mikroben Tumoren beeinflussen und den Schlüssel zur Krebsbekämpfung bieten könnten

2024-12-17

Autor: Lara

In unserem Körper existieren mehr Mikroben als menschliche Zellen – über 30 Billionen Bakterien und zahlreiche Pilze und Viren. Neueste Forschungsergebnisse zeigen, wie entscheidend diese Mikroben für unsere Gesundheit sind und welche Rolle sie bei der Krebsentstehung spielen. Während Bakterien bereits als Mitverursacher von Krebserkrankungen identifiziert wurden, rücken jetzt auch Pilze in den Fokus der Forschung.

Bereits im 19. Jahrhundert vermuteten Wissenschaftler, dass Mikroben in Tumoren leben. Spannenderweise wurde 1884 zum ersten Mal der Nachweis von Bakterien in Tumorzellen dokumentiert. Trotz dieses frühen Hinweises wurde das Zusammenspiel zwischen Mikrobiologie und Onkologie über Jahrzehnte hinweg ignoriert. Erst mit der Einführung moderner Immuntherapien wurde das Interesse an den Wechselwirkungen zwischen Mikroben und Krebs neu entfacht.

Ein herausragendes Beispiel ist die Immuntherapie mit BCG, einem abgeschwächten Stamm von Mycobacterium bovis, bei Blasenkrebs. Diese Behandlung aktiviert körpereigene Abwehrkräfte, die Tumorgewebe bekämpfen. Studien zeigen, dass die Zusammensetzung des Mikrobioms den Behandlungserfolg entscheidend beeinflussen kann. Forscher identifizierten, dass das Darmbakterium Bifidobacterium pseudolongum eine positive Rolle bei der Krebsbehandlung spielt, indem es Inosin produziert, das die Wirksamkeit von Immuntherapien erhöht.

Die Schattenseite ist die Erkenntnis, dass etwa 20 % aller Krebserkrankungen in Verbindung mit Mikroben stehen. Einige Viren wie HPV oder das Epstein-Barr-Virus sind bekannte Krebsrisikofaktoren. Das Bakterium Helicobacter pylori gilt als Hauptverursacher von Magenkrebs und wurde für seine Rolle mit dem Nobelpreis anerkannt.

Neue Forschungsmethoden wie die Genomsequenzierung eröffnen vielversprechende Möglichkeiten zur Identifizierung weiterer mikrobieller Einflussfaktoren auf Krebs. Jüngste Studien haben gezeigt, dass bestimmte Stämme von Escherichia coli und Fusobacterium nucleatum mit der Entstehung von Darmkrebs in Verbindung stehen. Wissenschaftler wie Jens Puschhof erforschen nun, wie diese Mikroben durch Entzündungen oder Mutationen in Körperzellen das Krebsrisiko erhöhen können.

Ein bisher wenig erforschtes Gebiet ist die Rolle von Pilzen im Mikrobiom und deren Einfluss auf Krebserkrankungen. Studien haben gezeigt, dass Pilze wie Candida in Tumorproben vorkommen und möglicherweise das Tumorwachstum fördern. Es wird vermutet, dass sie toxische Substanzen produzieren, die das Immunsystem beeinflussen.

Die Herausforderung besteht darin, die Interaktionen zwischen verschiedenen Mikroben zu verstehen. Ob Bakterien und Pilze synergistisch wirken, könnte entscheidend für neue Behandlungsansätze sein. Berichte deuten darauf hin, dass Veränderungen im Mikrobiom das Tumorwachstum beeinflussen können, was volles Potenzial für individualisierte Therapien birgt.

Bisher sind die Erkenntnisse zwar vielversprechend, aber es bedarf weiterer Studien, um das volle Potenzial des Mikrobioms in der Krebsforschung zu erschließen. Besonders die Kombination von Mikrobiom-Analysen mit bestehenden Therapien könnte eine neue Ära in der Krebsbehandlung einleiten. Der Blick auf das Mikrobiom als therapeutische Zielstruktur könnte bald Realität werden – ein aufregender Schritt in der personalisierten Medizin!