Lebensmittelpyramide: Ist eine klimafreundliche Ernährung wirklich möglich?
2025-01-13
Autor: Louis
In der Schweiz gibt es seit September 2024 neue Ernährungsempfehlungen, die vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) und der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE) vorgestellt wurden. Diese Empfehlungen sind nicht nur darauf ausgelegt, eine ausgewogene und genussvolle Ernährung zu fördern, sondern betonen auch die Wichtigkeit von Nachhaltigkeit in der Ernährung.
Die neue Lebensmittelpyramide legt besonderes Augenmerk auf den Ressourcenbedarf von Lebensmitteln und deren Auswirkungen auf das Klima. In der Rubrik für Proteine werden zunächst klimafreundliche Alternativen wie Hülsenfrüchte und Tofu empfohlen, bevor tierische Produkte wie Eier und Fleisch behandelt werden. Dies ist ein bedeutender Wandel, denn die Produktion und der Konsum von Lebensmitteln verursachen etwa ein Viertel des ökologischen Fußabdrucks der Schweiz.
Eine detaillierte Untersuchung vom Experten Niels Jungbluth zeigt, dass die neuen Empfehlungen eine Bandbreite an Diäten zulassen. Beispielsweise empfehlen die Behörden einen maximalen Fleischkonsum von 200 bis 360 Gramm pro Person und Woche. Jungbluth und sein Team haben zwei extreme Diätvarianten analysiert: eine, die die maximale Menge Fleisch konsumiert, und eine andere, die fast vollständig auf tierische Produkte verzichtet.
Diese beiden Extremvarianten wurden im Hinblick auf ihre Umweltbilanz bis zum Supermarkteinkauf gründlich untersucht und zeigen, dass selbst die minimalistischste Diät mit einem drastischen Verzicht auf Fleisch und Milchprodukte nicht ausreicht, um die Klimaziele des Bundesrates zu erreichen. Aktuell liegt der durchschnittliche Fleischkonsum in der Schweiz bei etwa 900 Gramm pro Woche – mehr als das Doppelte der empfohlenen maximalen Menge. Die erhöhten Emissionen führen dazu, dass die Ernährung der Schweizer Bevölkerung weit von den angestrebten Klimazielen entfernt ist.
Zusätzlich zu den Änderungen in der Diät fordert Jungbluth eine Reform der Landwirtschaftsförderung. Es ist notwendig, Subventionen von tierischen Produkten hin zu einer pflanzlichen Produktion umzuverteilen. Damit könnten nachhaltige Proteinquellen wie Hülsenfrüchte und Nüsse gefördert werden. Laut einer Umfrage sind jedoch weniger als zehn Prozent der Schweizer Bevölkerung bereit, ihre Ernährung signifikant umzustellen, was die Herausforderung, eine klimafreundliche Ernährung zu realisieren, deutlich macht.
Um die Ernährung der Schweizer langfristig nachhaltiger zu gestalten, sind umfassende Maßnahmen notwendig. Dazu gehören der Wechsel zu umweltfreundlicheren Anbaumethoden, die Reduktion von Lebensmittelabfällen und die Förderung von Aufklärung anstelle irreführender Werbeaktionen für fleischliche Produkte.
Wird der Wandel in der Schweizer Ernährung rechtzeitig erfolgen, um die Klimaziele bis 2030 und 2050 zu erreichen? Nur die Zeit wird es zeigen. Aber eines ist sicher: Wer seinen Fleischkonsum reduziert, hilft nicht nur der Umwelt, sondern auch seiner eigenen Gesundheit.