Kult-Trainer Hanspeter Latour erinnert sich: «Deshalb lief ich mit den Spielern durch die Auto-Waschanlage»
2024-12-13
Autor: Nina
Trainerlegende Hanspeter Latour führte den FC Thun einst zu bemerkenswerten Höhen im Schweizer Fussball. Nun, fast 15 Jahre nach seinem Rückzug aus dem aktiven Trainergeschäft, blickt er im Fussball-Talk «Heimspiel» auf außergewöhnliche Momente zurück – und wie psychologische Tricks de facto entscheidend sein können.
Latour, mittlerweile 77 Jahre alt, hat sich nach Ende seiner Karriere im Jahr 2009 von der Fussballwelt zurückgezogen. Bis 2014 war er noch als Experte für Radio SRF tätig, doch seitdem genießt er seinen Ruhestand in der Natur, wo er sich intensiv für den Schutz der Biodiversität einsetzt. Bei der letzten Ausgabe von «Heimspiel – der Fussball-Talk» machte er jedoch eine Ausnahme und teilte seine Erinnerungen an legendäre Momente im Schweizer Fussball.
Ein Highlight war der berühmte Auftritt des Marders, der 2013 während eines Spiels zwischen Thun und dem FC Zürich über das Spielfeld flitzte und die Spieler ordentlich auf Trab hielt. Latour lachte herzlich darüber und sagte, als Tierliebhaber habe ihm dieser Vorfall besonders Freude bereitet.
Aber auch Latour selbst sorgte für unvergessliche Erlebnisse. Nach einer besonders schlechten Leistung seines Teams entschied er sich, stattdessen auf eine Videoanalyse zu verzichten und unternahm mit seiner Mannschaft einen unbekümmerten Spaziergang. Unkonventionell führte er seine Spieler durch eine Auto-Waschanlage, um die negative Stimmung aufzulockern. Er erzählt: «Es war mucksmäuschenstill hinter mir, bis ich die Waschanlage sah und dachte: Das mache ich jetzt mit der gesamten Mannschaft. Es war ein Bauchentscheid. Nach dem Waschgang habe ich gesagt: Der Match ist jetzt abgewaschen. Damit war die Stimmung deutlich besser.»
Die Folge dieser spontanen Aktion war erstaunlich: Im Anschluss gewann Thun die nächsten vier Spiele, eine Leistung, die für den Klub nicht alltäglich war. Mit einem Lächeln bemerkte Latour, dass solche unerwarteten Methoden manchmal effektiver waren als jede Analyse.
Auf die Frage, ob er seinen Spielern eine Luxuskur für ihr Auto geboten habe, lachte er: «Nein, sie wurden einfach nur nass!» Latour selbst hat sich dann später für eine Reportage in einem Anzug durch die Waschanlage bewegt.
Trotz der Ruhe um seine Person hat Latour nichts von seinem Charisma und seinem Scharfsinn verloren. Seine einzigartigen Ansätze und Methoden gehören weiterhin zu den denkwürdigsten Momenten der Schweizer Fussballgeschichte.