Technologie

Krypto-Betrug: Die dunkle Seite des digitalen Investments

2024-11-11

Autor: Mia

Jährlich entstehen durch Betrug mit Kryptowährungen weltweit Schäden in Höhe von rund 70 Milliarden Euro. Auch in Deutschland gibt es täglich neue Opfer solcher Machenschaften. Bemerkenswert ist, dass in vielen Fällen nicht nur die Opfer, sondern auch die Täter selbst unter den gegenwärtigen Bedingungen leiden.

Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock warnt vor den psychologisch ausgeklügelten Methoden, mit denen Menschen auf betrügerische Plattformen gelockt werden. Diese Angriffe geschehen mittlerweile in einem industriellen Maßstab. "Das ist ein Multi-Milliarden-Geschäft", erklärt er und weist auf die zunehmende Verwendung von Künstlicher Intelligenz hin, die beispielsweise Deep Fakes von Stimmen und Bildern erzeugt. Diese Technologien machen es schwieriger, Betrüger zu identifizieren und ihre Machenschaften zu vereiteln.

Ein besonders alarmierendes Beispiel ist die Geschichte von Abdus S., einem ehemaligen Cybersklaven aus Bangladesch. Er war nach Kambodscha gelockt worden, unter dem Vorwand, in einer IT-Firma zu arbeiten. Stattdessen wurde er für 3.500 US-Dollar als Sklave verkauft und musste unter grausamen Bedingungen arbeiten. Im Rahmen seiner Zwangsarbeit war es seine Aufgabe, gefälschte Beziehungen zu Menschen im Westen zu simulieren, um sie zu betrügen und in falsche Krypto-Investments zu drängen. Abdus S. beschreibt erschreckende Arbeitsbedingungen, geprägt von Schlafmangel und extremer Isolation. Er stellt fest: "Es war sehr gut gesichert, und es gab keinen Ausweg."

Die kriminellen Netzwerke rekrutieren vor allem gut ausgebildete Menschen aus Süd- und Südostasien, die auf ihren Heimmärkten oft keine Perspektiven finden. Ihnen werden verlockende Jobangebote gemacht, die letztlich in Sklaverei führen. „Pig Butchering“, das perfide Konzept, das hinter diesen Betrügereien steht, beschreibt die Art und Weise, wie Cyberkriminelle ihre Opfer systematisch ausnutzen. Mina Chiang, eine Expertin auf diesem Gebiet, erklärt, dass die Cyber-Sklaven genutzt werden, um andere zu betrügen und anzulocken. Viele Betroffene berichten von extremer psychischer Belastung und physischem Missbrauch.

Ein weiteres erschreckendes Beispiel ist der Münchener Peter, der auf einer Dating-Plattform eine Chinesin namens Annie traf, die vorgab, in München zu leben und ein Restaurant zu führen. Durch geschickte Manipulation gelang es Annie, Peter zu überreden, in Betrügereien zu investieren. Peter verlor dabei mehrere Tausend Euro, nachdem er schließlich auf einer Fake-Plattform landete, die ihm fantasievolle Gewinne versprochen hatte.

Die Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörden gegen diese Betrüger gestalten sich äußerst schwierig, da viele der Verbrechen im Ausland begangen werden. Nino Goldbeck, Oberstaatsanwalt bei der Zentralstelle Cybercrime Bayern, hebt hervor, dass die internationalen Dimensionen dieser Straftaten eine effektive Verfolgung im eigenen Land erheblich erschweren. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich betont, wie wichtig internationale Zusammenarbeit ist, um gegen diese komplexen Netzwerke vorzugehen.

In den USA werden mittlerweile zusätzlich Maßnahmen gegen die Hinterleute ergriffen. Ein Geschäftsmann aus Kambodscha wurde auf die US-Sanktionsliste gesetzt, weil man ihn als möglichen Drahtzieher hinter den Betrügereien identifiziert hat. Dies zeigt, dass auch auf politischer Ebene Lösungen gefunden werden sollen, um dem Treiben der Cyberkriminalität Einhalt zu gebieten. Währenddessen bleibt in der EU unklar, ob und wie man konkret derartigen Betrugsmaschen, wie dem Pig Butchering, effektiver entgegentreten kann. Die Zunahme solcher Vorfälle stellt eine ernsthafte Bedrohung für das Vertrauen in digitale Währungen dar.