Welt

Kritik am IKRK: Ukrainische Kriegsgefangene und ihre Angehörigen fordern Unterstützung

2024-09-27

Vor dem Büro des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Kiew

Die Stimmen der Verzweiflung sind laut zu hören. «Was habt ihr in den letzten zweieinhalb Jahren eigentlich gemacht?», fragt eine Angehörige eines ukrainischen Kriegsgefangenen. Eine andere Frau ruft verzweifelt: «Meine verschleppte Schwester wird gefoltert, ich kann deswegen nicht schlafen!»

Forderungen nach mehr Engagement

Die Protestierenden, die Familienmitglieder ukrainischer Kriegsgefangener sind, fordern mehr Engagement und klarere Kommunikation vom IKRK. Ihre Vorwürfe richten sich gegen die Organisation, die sie beschuldigen, nicht genug zu tun, um Zugang zu den Kriegsgefangenen zu erhalten und den Zustand der verschleppten Zivilpersonen zu prüfen. Viele fordern, dass das IKRK endlich in aller Deutlichkeit benennt, dass Russland gegen das Völkerrecht verstößt.

Katastrophale Haftbedingungen

Berichte von Freigelassenen und Angehörigen zeigen, dass das IKRK offenbar nur einen geringen Teil der Gefangenen besuchen kann. Die Haftbedingungen für die ukrainischen Gefangenen sind katastrophal und erfordern sofortige Aufmerksamkeit.

Folter und Kontakt zu Angehörigen

Eine alarmierende Studie der UNO zeigt, dass rund 95 Prozent der ukrainischen Gefangenen in russischer Haft Folter ausgesetzt sind. Zudem haben viele Angehörige keinen Kontakt zu ihren vermissten Familienmitgliedern. Besuche und Überprüfungen der Haftbedingungen sind jedoch zentrale Aufgaben des IKRK, die hier vernachlässigt werden.

Öffentliche Klarstellung gefordert

Svitlana Bilous, die 34-jährige Frau eines Kriegsgefangenen, fordert das IKRK auf, seine Verpflichtungen öffentlich zu klären. Sie meint, dass es wichtig sei, die Welt über die Missstände und die untragbaren Zustände in den russischen Gefängnissen zu informieren. Dieses Schweigen des IKRK könnte demnach als Komplizenschaft in den Augen vieler wahrgenommen werden.

Besuche von Kriegsgefangenen

Das IKRK gibt an, dass es bisher rund 2400 Kriegsgefangene auf beiden Seiten besucht hat, ohne den Fokus auf die ernsthaften Verstöße in den Gefängnissen Russlands zu lenken. Während die Ukraine sich an internationale Normen hält und den Einfluss ausübt, sind die Bedingungen für gefangene Russen von der Organisation nicht kritisch beleuchtet worden.

Umgang mit Verlusten und Vorwürfen

Der Umgang des IKRK mit den Verlusten seiner Mitarbeiter – drei Helfer wurden bei einem russischen Angriff in Frontnähe getötet – zeigt einen weiteren Punkt, an dem das IKRK zögert, klare Worte zu finden. Der Vorwurf, die Organisation spiele eine Rolle bei der Verschleierung von Kriegsverbrechen, hält an.

Strategie der Zurückhaltung

Ariane Bauer, die IKRK-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien, spricht über die Strategie der Organisation, lautstarke öffentliche Äußerungen zu vermeiden, um nicht gegen die Kriegsparteien vorzugehen. Sie bezeichnet den bilateralen Weg als den Schlüssel, um langfristig Zugang zu allen Kriegsgefangenen zu erhalten. Jedoch bleibt der Glaube der Ukrainer, dass diese zurückhaltende Strategie nicht erfolgreich sein kann – besonders angesichts der gravierenden Verletzungen des Völkerrechts durch Russland.

Schwindendes Vertrauen in das IKRK

Die öffentliche Wahrnehmung und das Vertrauen in das IKRK schwinden, während die Anhörung der betroffenen Familien immer lauter wird. Angesichts der anhaltenden Krise und den gravierenden Menschenrechtsverletzungen ist die Kritik an der Organisation wahrscheinlich nicht bald verflogen.