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Kostenschock im Autoverkehr: Neue Berechnungen erschüttern Autobahnpläne

2024-09-29

Einleitung

Wer in der Schweiz mit dem Auto oder Zug unterwegs ist, denkt oft nicht an die versteckten Kosten, die mit jeder Fahrt verbunden sind. Während die Direktkosten wie Benzinpreise, Mautgebühren und Ticketpreise offensichtlich sind, verbergen sich unter den sogenannten externen Kosten erhebliche finanzielle Belastungen, die die Gesellschaft tragen muss. Diese externen Kosten umfassen beispielsweise gesundheitliche Schäden durch Abgase und Lärm, klimatische Veränderungen verursacht durch CO2-Emissionen, Zerstörung von Lebensräumen durch neue Verkehrswege und Produktionsausfälle, die auf Verkehrsunfälle zurückzuführen sind.

Aktuelle Neuberechnung der externen Kosten

Eine aktuelle Neuberechnung der externalen Kosten durch den Bund hat die Öffentlichkeit schockiert: Die neuesten Daten zeigen einen dramatischen Anstieg dieser Kosten von 15,7 Milliarden Franken auf 26,7 Milliarden Franken im Jahr 2021 - ein Anstieg um satte 70 Prozent! Dies wurde in internen Protokollen des Umwelt- und Verkehrsdepartements (Uvek), unter der Leitung von SVP-Bundesrat Albert Rösti, bekannt.

Betroffene Verkehrsträger

Besonders betroffen von der neuen Berechnung sind die Flugreisen, deren externe Kosten um beeindruckende 150 Prozent steigen. Aber auch der Schienenverkehr, Radfahrer und Fußgänger sind betroffen: ihre Kosten nehmen um 60 Prozent, 15 Prozent und 60 Prozent zu. Insbesondere der motorisierte Straßenverkehr ist mit externen Kosten von nunmehr 17,3 Milliarden Franken der teuerste Posten.

Änderungen in der Berechnungsmethode

Die Schlüsselursache für diesen dramatischen Kostenanstieg ist eine grundlegende Änderung der Berechnungsmethoden. Eine neue Kalkulationsformel verwendet jetzt einen Klimakostensatz von 430 Franken pro Tonne CO2 anstelle der vormals angewendeten 140 Franken. Dies entspricht einem Anstieg von über 200 Prozent. Experten betonen, dass die bisherigen Werte veraltet und zu konservativ waren.

Auswirkungen auf den Autobahnausbau

Was bedeutet das für den Autobahnausbau, über den am 24. November abgestimmt wird? Die hochgerechneten externen Kosten stehen im Zentrum der Debatte. Kritiker des Autobahnprojekts sehen in diesen neuen Zahlen eine klare Rechtfertigung, die Pläne zu überdenken. „Es ist ein Skandal, dass wir auf Basis veralteter Daten entscheiden müssen, die Wirklichkeit hat sich deutlich geändert“, sagt Franziska Ryser von den Grünen. Sie fordert eine Neubewertung der Wirtschaftlichkeit geplanter Autobahnausbauprojekte.

Dringlicher Klärungsprozess

Der Bundesrat wird unter Druck stehen, die neuen Zahlen vor der Abstimmung zu kommunizieren. Der aktuelle Klärungsprozess innerhalb des Uvek war von Unsicherheiten geprägt, da ursprünglich überlegt wurde, die Zahlen erst nach der Abstimmung zu veröffentlichen, um den Abstimmungsprozess nicht zu gefährden. Viele fragen sich: War das ganze geheime Spiel um die Daten politisch motiviert?

Politische Reaktionen und Diskussionen

Die Autobahngegener nutzen die neuen Daten bereits als Argumente gegen den Ausbau. Thomas Hurter von der SVP kritisiert den Anstieg der externen Kosten und vermutet eine politische Agenda dahinter. "Die Tatsache, dass der CO2-Ausstoss in den letzten Jahren kontinuierlich gesenkt wurde, wird in diesen Berechnungen einfach ignoriert", so Hurter.

Zukunft der Verkehrspolitik in der Schweiz

Die Thematik der externen Verkehrskosten sorgt nicht nur vor der Abstimmung für Gesprächsstoff, sondern hat auch eine bedeutende Debatte über die zukünftige Verkehrspolitik in der Schweiz entfacht. Ökonomen wie Reiner Eichenberger äußern Bedenken bezüglich der Genauigkeit der Berechnungen und stellen in Frage, ob die externen Kosten tatsächlich die Realität abbilden. Bei der offiziellen Präsentation der neuen Daten im Oktober wird sich zeigen, wie sich diese Kontroversen weiterentwickeln und welche Auswirkungen sie auf die Verkehrsprojekte der Schweiz haben könnten.