Wissenschaft

Klimakrise: Copernicus prognostiziert Erderwärmung über 1,5 Grad

2024-11-07

Autor: Louis

Das Jahr 2023 könnte als das erste Jahr in die Geschichte eingehen, in dem die globale Durchschnittstemperatur laut dem EU-Klimawandeldienst Copernicus mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegt. Diese alarmierende Prognose bedeutet, dass 2023 ebenfalls das wärmste Jahr seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen sein wird. Dennoch wird das Pariser Klimaabkommen, das eine Begrenzung der Erderwärmung auf unter 2 Grad, idealerweise auf 1,5 Grad, vorsieht, noch nicht als verfehlt betrachtet, da langfristige Durchschnittswerte zugrunde gelegt werden müssen.

Für 2023 schätzt Copernicus, dass die durchschnittliche globale Temperatur sogar mindestens 1,55 Grad über dem vorindustriellen Mittel liegen könnte. Bereits im Vorjahr sprach UN-Generalsekretär António Guterres von einem "Klimazusammenbruch", und die besorgniserregenden Trends setzen sich fort.

1,5-Grad-Ziel: Ein Symbol oder Realität?

Samantha Burgess, die Vizedirektorin von Copernicus, erklärte, dass diese Daten als Impuls für ambitioniertere Ziele bei der bevorstehenden Klimakonferenz COP29 dienen sollten. Allerdings äußert Klimawissenschaftler Mojib Latif Skepsis bezüglich der Wirksamkeit solcher Treffen: "Die COPs sind offensichtlich nicht zielführend, und auch in Baku wird es keinen Durchbruch geben", warnte der Forscher.

Die Weltklimakonferenz 2015 in Paris setzte das Ziel, die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen. Steve Smith von der Universität Oxford bezeichnete dieses Ziel als wichtiges Symbol, betonte jedoch, dass es an einer klaren Definition fehle. Klimaphysiker Helge Gößling vom Alfred-Wegener-Institut warnte, dass viele nicht damit gerechnet hätten, dass diese Fragen so schnell relevant werden könnten.

Das Netto-Null-Ziel ist entscheidend

Latif fordert, dass sich der Fokus nicht darauf beschränken sollte, wann die 1,5-Grad-Schwelle als überschritten gilt. Für ihn ist das entscheidende Ziel die Erreichung der Netto-Null-Emissionen. "Ohne eine Reduktion der Emissionen wird die Temperatur weiter ansteigen, und die Folgen werden katastrophal sein, wie die jüngsten extremen Wetterereignisse in Valencia gezeigt haben", warnte er.

Schlimmer noch: Selbst wenn alle CO2-Emissionen sofort gestoppt würden, würde die Erderwärmung sich weiteren Prognosen zufolge in den kommenden Jahrzehnten um etwa ein halbes Grad erhöhen, aufgrund der Trägheit des Klimasystems.

Meerestemperaturen auf Rekordniveau

Die Vorhersagen für 2024 deuten darauf hin, dass die durchschnittliche Temperaturanomalie bis Jahresende auf nahezu null sinken muss, damit 2024 nicht das wärmste Jahr wird. Die Daten zeigen, dass die globale Temperatur seither stetig ansteigt. Im Oktober lag die durchschnittliche Lufttemperatur bei 15,25 Grad, das waren 0,8 Grad über dem Durchschnitt des Monats von 1991 bis 2020.

Die Meerestemperaturen erreichen mit 20,68 Grad ebenfalls Rekordwerte. Diese hohen Temperaturen der Ozeane und der Luft stehen in engem Zusammenhang, da die Ozeane 71 Prozent der Erdoberfläche bedecken und die Luftmassen die Wärme zudem über Kontinente transportieren. Angesichts dieser alarmierenden Prognosen sind dringende Maßnahmen unverzichtbar, um die Erde und ihre Ökosysteme vor den verheerenden Auswirkungen der Klimakrise zu schützen.