Jülich: Revolutionäre RNA-Technologie zur Bekämpfung von Krebs
2025-01-13
Autor: Nina
Jülich: Revolutionäre RNA-Technologie zur Bekämpfung von Krebs
Im Forschungszentrum Jülich unter der Leitung von PD Dr. Bernd Hoffmann bahnt sich eine bahnbrechende Methode zur Krebserkennung und -bekämpfung an. In kürzlich durchgeführten Tierversuchen konnten eine Vielzahl von Mäusen effektiv von induziertem Krebs "geheilt" werden. Doch die Debatte darüber, wie gut diese Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind, bleibt bestehen. Es ist bekannt, dass die physiologischen Bedingungen zwischen Mäusen und Menschen stark variieren, was die Übertragbarkeit der gewonnenen Daten auf klinische Anwendungen kompliziert. Insbesondere die Wechselwirkungen zwischen Zielmolekülen und Wirkstoffen sind entscheidend für den Therapieerfolg.
Dennoch sind die aktuellen Ergebnisse aus Jülich vielversprechend. Das Team hat ein neuartiges RNA-Molekül entwickelt, das gezielt in erkrankten Zellen wirkt. Diese spezielle RNA, benannt als selektive RNA (seRNA), aktiviert sich nur in Krebszellen und führt zur Produktion von Wirkstoffen, die diese Zellen gezielt abtöten. Diese Innovation wurde in Zusammenarbeit mit Partnern aus Köln, Würzburg und Straßburg gründlich charakterisiert.
Ein Schlüssel zu dieser Technologie ist der Einsatz einer hochspezifischen Sensorstruktur, die in der Lage ist, erkrankte Zellen, wie beispielsweise Glioblastomzellen, zu erkennen. Sie generiert eine Antisense-RNA, die einen RNA-Doppelstrang bildet, der von der Zelle als Bedrohung wahrgenommen wird. Dadurch wird ein natürlicher Abbaumechanismus aktiviert, der die Krebszelle zur Selbstzerstörung anregt.
Die revolutionäre Idee, die zelleigene RNA als eine Art "Schalter" zu nutzen, eröffnet vollkommen neue Perspektiven in der Krebstherapie. Abhängig von der selektiven seRNA kann nicht nur das gezielte Abtöten von Krebszellen erreicht werden, sondern auch die gleichzeitige Produktion medizinisch wirksamer Moleküle. Dies bedeutet, dass die Nebenwirkungen, die häufig mit herkömmlichen Therapien verbunden sind, deutlich minimiert werden können, da nur erkrankte Zellen angegriffen werden und gesunde Zellen verschont bleiben.
Prof. Dr. Rudolf Merkel, Direktor des Instituts für Biologische Informationsprozesse in Jülich, erklärt, dass diese seRNA-Technologie auch Potenzial bei der Behandlung von viralen Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen hat. In Tierversuchen zur Behandlung von Glioblastomen wurde zudem ein Caspase-Protein in die mRNA integriert, das das Apoptosesignal in den Krebszellen auslöst und so deren Selbstmord bewirkt.
Die Erfindung wurde bereits patentiert, und das Start-up SRTD biotech, gegründet von Bernd Hoffmann, sucht aktiv nach Finanzierungsmöglichkeiten, um die Technologie weiterzuentwickeln und an die klinische Anwendung heranzuführen. Das Ziel ist, 2024 in die präklinischen Testung einzutreten und die Plattform nicht nur gegen Glioblastome, sondern auch gegen Leberkrebs und andere Krankheiten einzusetzen.
Hoffmann zeigt sich optimistisch über die Zukunft dieser Technologie und betont, dass die einfache Handhabung der RNA-Moleküle und deren gezielte Wirkung auf bestimmte Zelltypen eine völlig neue Dimension für die medizinische Forschung eröffnen könnte. Experten glauben, dass diese innovative Methode nicht nur die Bemühungen zur Entwicklung wirkungsvoller Krebstherapien unterstützen wird, sondern auch das Potenzial hat, die Art und Weise, wie wir Zellen manipulieren und Therapien entwickeln, grundlegend zu verändern.