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Jan Cadieux muss gehen – Servette wird zum uncoachable Team der Romandie

2024-12-28

Autor: Leonardo

Erfolgstrainer Jan Cadieux (44) wurde kürzlich von seiner Position bei Servette entlassen – und die Zukunft der Mannschaft sieht düster aus. Die Genfer erleben eine unüberwindbare Krise. Währenddessen steht auch Lugano unter Druck, möglicherweise bald den Trainer zu wechseln.

Cadieux, der seit November 2021 als Cheftrainer tätig war, führte Servette zum ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte sowie zum Sieg in der Champions Hockey League. Doch nach diesen sensationellen Erfolgen scheint das Team außer Kontrolle geraten zu sein.

Jan Cadieux wird zum tragischen Helden seiner eigenen Erfolge: Der glorreiche Meistertitel und der historische europäische Triumph innerhalb weniger Monate erwiesen sich als steigende Belastung für eine Mannschaft mit einer Vielzahl von Spielern, die langfristige Verträge bis 2027 haben. Sportchef Marc Gautschi hat mit einem großzügigen Ansatz, in dem er viel Geld in die Hand nahm, versucht, Stabilität zu erkaufen – mit verheerenden Folgen. Die Glücksspielmentalität hat Servette in die aktuelle Krise geführt, und viele Spieler sind in ihren hochdotierten Verträgen gefangen.

Die Situation in Lugano ist vergleichbar: Seit den glorreichen Tagen wartet das Team nun seit 2006 auf einen weiteren Titel und scheint ebenfalls uncoachable zu sein. Verantwortlich dafür ist eine Ansammlung mittelmäßiger Spieler, die überbezahlt und an langfristige Verträge gebunden sind, sowie ein Sportchef, der zu viel Geld für Verpflichtungen hat.

Die Verträge von Spielern wie Robert Mayer, Tim Berni und Alessio Bertaggia bis 2027 haben gezeigt, welchen fatalen Trend es im modernen Hockey gibt. Bertaggia, der von Lugano nach Genf kam, hat seit seinem Wechsel in 144 Spielen lediglich 12 Tore erzielt – eine schockierende Bilanz im Vergleich zu seiner Leistung in Lugano, wo er in einer einzigen Saison 17 Tore erzielte. Luca Hischier, dessen Vertrag bis 2028 läuft, hat in der Saison vorher nur drei Tore erzielt, was diesen Deal als großen Fehler erscheinen lässt.

Besonders kritisch ist die Vertragsverlängerung von Robert Mayer: Gautschi verlängerte den Vertrag des unbeständigen Torwarts bis 2027, der in der vergangenen Saison keinen anderen Klub fand. Diese Entscheidung hat das Team auf der entscheidenden Position des Torwarts stark belastet. Die Notwendigkeit, externe Torhüter verpflichten zu müssen und damit das eigene Torwartproblem zu verschärfen, ist ein Alarmsignal für die Zukunft.

In der Schweizer Hockeylandschaft zeigt sich ein Trend: Trainer, die in uncoachable Situationen arbeiten müssen, wie beim ehemaligen Trainer von Gottéron, Patrick Emond, haben oft keine Chance. Emond musste gehen, nachdem er eine zu lockere Einstellung erlaubt hatte. Jan Cadieux hingegen wurde entlassen, weil er, als „Anti-Emond“, keine Kompromisse einging. Bei einer Mannschaft, die von Verträgen gebunden ist, nützt selbst der beste Trainer wenig.

Rikard Franzén und Yorick Treille, Cadieuxs ehemalige Assistenten, führen vorerst das Training. Während sie durchaus für ein spielerfreundliches Umfeld bekannt sind, wird es für sie eine Herausforderung sein, die Spieler wieder in Einklang zu bringen und die nötige Disziplin in die Mannschaft zu bringen. Wer auch immer Cadieux langfristig ersetzen wird, wird mit der undoubtedly schwierigsten Aufgabe der Liga konfrontiert: Ein uncoachables Team mit zu vielen „fat cats“ wieder auf Kurs zu bringen.

Die Entlassung von Jan Cadieux könnte jedoch eine gute Nachricht für Lugano sein. Cadieux, der zwischen 2000 und 2003 für Lugano spielte, könnte genau der Trainer sein, den die Südbündner benötigen, um wieder an die Spitze der Liga zu gelangen. Ist er der nächste „John Slettvoll“ für Lugano?