Gesundheit

Implantate: Wie Patienten nach einem Schlaganfall ihre Sprache zurückgewinnen können

2025-04-04

Autor: Mia

Vor etwa zwei Jahren berichtete die 26-jährige Hailey Bieber, ein bekanntes Top-Modell, über ihre erschreckende Erfahrung mit einem Schlaganfall während des Frühstücks. Sie erlitt ein merkwürdiges Taubheitsgefühl, das von ihrer Schulter bis in die Fingerspitzen zog und sie daran hinderte, Worte zu äußern. Dies ist nicht nur eine persönliche Geschichte, sondern verdeutlicht auch ein weit verbreitetes Problem: Nach einem Schlaganfall leiden viele Patienten unter Sprachverlust, der als eine der häufigsten Langzeitfolgen gilt.

Glücklicherweise gibt es neue Entwicklungen, die Hoffnung bringen. Neurowissenschaftler der University of California in San Francisco haben vielversprechende Ergebnisse aus einer laufenden klinischen Studie zu neuartigen Gehirnimplantaten veröffentlicht. Eine der Teilnehmerinnen, die nach ihrem Schlaganfall ihre Fähigkeit zu sprechen verloren hatte, erhielt eine Gehirn-Computer-Schnittstelle (GCS). Diese innovative Technologie ermöglicht es, Gehirnaktivität zu dekodieren und in gesprochene Sprache umzuwandeln.

In Deutschland erleiden jährlich schätzungsweise 270.000 Menschen einen Schlaganfall, darunter viele jüngere Erwachsene unter 55 Jahren. Die Anzeichen eines Schlaganfalls müssen schnell erkannt werden, denn er kann durch den Verschluss einer Arterie im Gehirn ausgelöst werden, was in rascher Folge zu massiven Schäden führt – bis zu 1,9 Millionen Gehirnzellen können pro Minute absterben.

Hauptsymptome sind neben plötzlicher Taubheit und Lähmungen auch Sprachprobleme. Die neuen Gehirnimplantate könnten jedoch nicht nur Schlaganfallpatienten helfen, sondern auch Personen mit anderen neurologischen Erkrankungen. Sie könnten bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Amyotropher Lateralsklerose, Körperlähmungen, Epilepsie und sogar Depressionen eingesetzt werden. Bei Epilepsie können beispielsweise vorhersehbare Gehirnaktivitäten registriert werden, um frühzeitig zu intervenieren und Anfälle zu verhindern.

Diese Technologie hat das Potenzial, eine Revolution in der Rehabilitation darzustellen. Simon Jacob, Professor für Translationale Neurotechnologie an der Technischen Universität München, hebt hervor, dass die neuesten Dekodierungsalgorithmen die Montage der elektrischen Signale in Text nun achtmal schneller bewerkstelligen können. Dies ist ein wesentlicher Fortschritt, der es ermöglichen könnte, Gedanken praktisch in Echtzeit in gesprochene Sprache umzuwandeln.

Das verwendete Gerät analysiert mit 253 Elektroden die elektrische Aktivität im motorischen Sprachzentrum des Gehirns. Durch das Training mit speziellen Sätzen, die die Patientin zunächst nur im Kopf formulierte, konnte ihre einstige Stimme synthetisiert und nahezu ohne Verzögerung wiedergegeben werden. Dies eröffnete die Möglichkeit, dass Patienten mit Sprachstörungen über ihre Gedanken kommunizieren können.

Allerdings gibt es auch Einschränkungen. Bei der Patientin wurde ein spezifischer Bereich des Hirnstamms beschädigt, der die Sprechbewegungen steuert. Die Gedankenplanung fand jedoch in einer anderen, nicht geschädigten Region des Gehirns statt, was die Erfolge dieser Technologie auf eine kleine Patientengruppe beschränkt. Insbesondere viele Schlaganfallpatienten mit schwerwiegenden Sprachstörungen könnten von dieser Entwicklung ausgeschlossen bleiben.

Die Forschung in diesem Bereich ist global hochgradig intensiv, mit Unternehmen wie Synchron in den USA, und nun drängen auch chinesische Firmen auf den Markt. Diese Unternehmen führen bereits mehrere erfolgreiche Implantationen durch und scheinen die technologische Führung zu übernehmen.

In Deutschland hingegen behindern gesetzliche Vorschriften und langwierige Genehmigungsverfahren die Forschung erheblich. Experten warnen, dass dies dazu führen könnte, dass Deutschland hinter anderen Ländern zurückfällt, obwohl die Forschungskapazitäten stark sind. Es bleibt abzuwarten, ob Deutschland in der Lage sein wird, innovative Entwicklungen in dieser vielversprechenden Technologie voranzutreiben.