Hochdorf: Traditionelles Kulturgut oder lästiger Lärm? Das Glockenläuten sorgt für Aufregung
2025-01-06
Autor: Simon
Einleitung
In der Schweiz gibt es zwischen 12'000 und 15'000 Kirchenglocken, und viele katholische Kantone folgen immer noch der Tradition, diese im Viertelstundentakt läuten zu lassen. Dies sorgt in Hochdorf, einem Dorf im luzernischen Kanton, für kontroverse Diskussionen. Die 86-jährige Margrit Mederlet-Muri, die in der Nähe der Kirche wohnt, beschreibt ihre Situation eindringlich: "Im Sommer kann man draußen kaum sprechen, so laut sind die Glocken!" Sie hat sich deshalb an den Kirchenrat gewandt mit dem Anliegen, das Läuten zu reduzieren.
Die Debatte
Die Debatte über das Glockenläuten entzündete sich schnell. In Leserbriefen des "Seetaler Boten" äußerte eine Leserin: "Jeder, der in die Nähe einer Kirche zieht, muss wissen, dass diese läuten werden." Eine andere Stimme in der "Luzerner Zeitung" war jedoch der Meinung, dass insbesondere in der Nacht das Geläut überflüssig sei: "Den Menschen, die schlafen, ist der Nachtglockenschlag sowieso egal." Dies wirft die Frage auf, wie viel Tradition oder wie viel Ruhe die Dorfbewohner in ihrem Alltag tatsächlich brauchen.
Maßnahmen anderer Gemeinden
Um zukünftige Widerstände zu minimieren, haben andere Gemeinden wie Reiden bereits Vorkehrungen getroffen und das Geläut im Grundbuch eintragen lassen. Diese Maßnahmen sorgen dafür, dass es juristisch schwieriger wird, Beschwerden einzureichen. Entlebuch hat diesem Beispiel ebenfalls gefolgt.
Der Kompromiss in Hochdorf
In Hochdorf hat der Kirchenrat entschieden, einen Kompromiss zu finden: Zwar bleibt das Glockenläuten bestehen, es wird jedoch in seiner Dauer reduziert. Während der Nacht wird der sogenannte Repetitionsschlag, der den Klang einer zweiten Glocke zur vollen Stunde wiederholt, eingestellt. Auch das Geläut vor Gottesdiensten wird künftig weniger häufig ertönen. Patrizia Boesch-Schibli, die Präsidentin des Kirchenrats, erklärt: "Wir möchten sowohl Gegnern als auch Befürwortern entgegenkommen, damit die Kirche im Dorf bleibt."
Technische Herausforderungen
Diese Auseinandersetzung liefert jedoch auch neue Aufträge für Techniker und Unternehmen im Bereich der Kirchturmtechnik. Thomas Muff, Geschäftsführer der Muff Kirchturmtechnik AG, schildert die Herausforderungen: "Das Abstellen eines mechanischen Uhrwerks ist kompliziert, da die Zeit sonst nicht mehr stimmt." Zudem gibt es Diskussionen darüber, die Glocken weniger laut läuten zu lassen, und Muff arbeitet an einem innovativen Klöppel, der leiser läutet.
Fazit
In Hochdorf bleibt das Glockenläuten also bestehen, jedoch angepasst. Für Margrit Mederlet-Muri ist das eine akzeptable Lösung: "Ich finde es in Ordnung, aber ich hätte den Ruhesuchenden gerne mehr geholfen." Die Frage nach der optimalen Lautstärke und Frequenz der Kirchenglocken wird weiterhin heiß diskutiert. Gibt es wirklich einen Mittelweg, der Tradition und Moderne in Einklang bringt? Die Antwort darauf ist im Moment ebenso ungewiss wie die Zukunft des Glockenläutens selbst.