Geschäft

Hochdorf: Generalversammlung genehmigt den umstrittenen Verkauf von Swiss Nutrition

2024-09-18

Einführung

Vor weniger als vier Monaten scheiterte das italienische Nahrungsmittelunternehmen Newlat mit seinem Übernahmeversuch des angeschlagenen Milchverarbeiters Hochdorf. Damals plante der Minderheitsaktionär, den gesamten Verwaltungsrat abzusetzen und das Unternehmen zu sanieren. Doch diese Pläne wurden von den Aktionärinnen und Aktionären einstimmig abgelehnt.

Entwicklung bei der Generalversammlung

In der gestrigen Generalversammlung (GV) von Hochdorf, die erneut im Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung in Hohenrain stattfand, gab es entscheidende Neuigkeiten. Der Vorstand von Hochdorf teilte mit, dass ein potenzieller Käufer für die Tochterfirma Hochdorf Swiss Nutrition (HSN) gefunden wurde. Der Deal sieht vor, dass die Holding in die Nachlassstundung geschickt wird und HSN an die Investmentfirma AS Equity Partners verkauft wird. Der Kaufvertrag bewertet HSN mit 83 Millionen Franken, wobei nach Abzug der Bankverbindlichkeiten lediglich 15,5 Millionen Franken übrig bleiben würden – eine Summe, die nicht ausreicht, um die Schulden zu tilgen, was bedeutet, dass die Aktionäre wahrscheinlich ihre langfristigen Investitionen verlieren werden.

Vergleich mit Newlat

Im Gegensatz dazu reichte Newlat Anfang September ein eigenes Angebot für HSN ein. Die italienische Firma bot 93 Millionen Franken für 100 Prozent der Anteile, was zehn Millionen mehr als der Vorschlag von AS Equity Partners entspricht. Newlat vermutete, dass durch einen Kauf Synergien in der Beschaffung und bei bestehenden Marken entstehen könnten. Diese positiven Aspekte blieben jedoch für den Hochdorf-Verwaltungsrat zu vage und die Führung bezeichnete den Deal mit AS Equity Partners als „alternativlos“ zum Erhalt von Produktion und Arbeitsplätzen.

Emotionale Diskussionen während der GV

Die gestrige GV war von emotionalen Diskussionen geprägt. Helmut Bösiger, der im Mai als Verwaltungsratskandidat von Newlat nominiert wurde, sprach sich gegen den Verkauf aus und forderte die Neuwahl des Verwaltungsrats. Nach zwei Stunden hitziger Debatte stimmten die Aktionäre mit einer Quote von 72 Prozent für den Verkauf von HSN, obwohl für die Annahme eine Zweidrittelmehrheit erforderlich war. Dies machte den Deal mit AS Equity Partners nun wahrscheinlich endgültig, während Newlat erneut zurückgewiesen wurde.

Aktuelle Aktionärssituation

Die Situation wird weiterhin angespannt gehalten. Newlat hält derzeit nur etwa 10 Prozent der Hochdorf-Anteile. Amir Mechria, früher größter Einzelaktionär, senkte seinen Anteil kürzlich von über 20 auf 15 Prozent, während die Genossenschaft Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) mit rund 18 Prozent nun die größte Aktionärin darstellt. Trotz der drohenden Verluste für die Milchbauern, sprach sich ZMP-Präsident Thomas Grüter in der GV für die Pläne des Verwaltungsrats aus.

Kritik und Ausblicke

Zum Besorgnis der Aktionäre kritisierte ein Kleinaktionär die mangelnden Informationen zur Bewertung von HSN und die Geheimhaltung des Bewertungsgutachtens. Darüber hinaus kündigte AS Equity Partners ihre Absichten an, HSN nach einer kurzen Restrukturierungsphase wieder wachsen zu lassen. In der DBZ-Arena war der Ex-Kuoni-CEO Armin Meier anwesend, der als ein möglicher Neuzugang im Verwaltungsrat gehandelt wird.

Fazit und Unternehmenszukunft

Die Aussage von CEO Ralph Siegl, Newlat sei ein „Störfaktor“, wurde mit gemischten Reaktionen aufgenommen, während er die Aktionäre aufforderte, den Plänen des Verwaltungsrats zuzustimmen. „Die Holding lässt sich nicht mehr retten“, rief er den Anwesenden zu. Diese Versammlung hat einmal mehr gezeigt, wie angespannt die Situation rund um Hochdorf nach wie vor ist. Die Zukunft des Unternehmens und vieler Arbeitsplätze bleibt ungewiss.