Sport

Heinz Frei sagt Lebewohl: Ein Blick auf die Karriere eines Rollstuhl-Pioniers

2024-09-20

Mit 66 Jahren sagt Heinz Frei, der außergewöhnliche Rollstuhlsportler, zum letzten Mal "Auf Wiedersehen". Bei der Rad-WM in Zürich wird er Ende September sein letztes Rennen bestreiten. Es ist der perfekte Zeitpunkt, um auf seine bemerkenswerte Karriere zurückzublicken.

Heinz Frei hatte sein Leben komplett verändert, nachdem er 1978 bei einem schrecklichen Unfall, während einer Streckenbesichtigung zu einem Berglauf, querschnittgelähmt wurde. Mit nur 20 Jahren erhielt er die niederschmetternde Diagnose und verbrachte zwei Jahre im Paraplegiker-Zentrum in Basel, um seine neue Realität zu akzeptieren. Trotz dieser Herausforderungen hat er nie Suizidgedanken gehegt, und heute schwärmt er: "Ich habe nie daran gedacht."

Nach anfänglichem Schmerz über den Verlust zweier Drittel seiner Körpergröße hat sich der Kampfgeist in ihm wieder entfacht. Der ehemalige Turner und Sportliebhaber hat sich 1979 für den Para-Sport entschieden. Dies inspirierte ihn, eine Leidenschaft für das Handbike-Fahren und Marathonlaufen zu entwickeln. Und das sollte sich auszahlen: In den letzten 46 Jahren erhielt er unglaubliche 14 WM-Titel, 35 olympische Medaillen (davon 15 Gold) und gewann mehr als 112 Marathons. 2021 holte er im Alter von 63 Jahren die letzte olympische Medaille in Tokio.

Was Heinz Frei außergewöhnlich macht, ist nicht nur sein Erfolg, sondern auch sein Charisma. Menschen, die ihm zuhören, merken oft nicht einmal, dass er Rollstuhlfahrer ist. Er hat die Fähigkeit, andere mit seiner positiven Lebenseinstellung und seiner Energie zu inspirieren. Auch mit all den Herausforderungen hat er seinen Humor nie verloren; er sagt stets mit einem Lächeln: "Mit 66 fängt das Leben erst an …"

Trotz seiner beeindruckenden Erfolge hat sich Heinz entschieden, weniger häufig an Wettkämpfen teilzunehmen. Er hält sich nun mit täglichen 2 bis 3 Stunden Training in Form, egal bei welchem Wetter. Früher bewältigte er bis zu 500 Kilometer pro Woche. Jetzt genießt er entspannendere Ausfahrten, die er oft mit seiner Frau unternimmt.

Sein Engagement für den Rollstuhlsport geht über die persönliche Karriere hinaus. Er hat maßgeblich zur Entwicklung von Technologien im Bereich Rennrollstühle beigetragen, die heute High-Tech-Geräte sind und Preise von bis zu 40.000 Franken erreichen. Auch die Integration von Rollstuhlsportlern in Marathonveranstaltungen und die Verbesserung der Preisgelder sind bedeutende Fortschritte, die unter anderem durch seine Arbeit erreicht wurden.

Dennoch hat er Bedenken hinsichtlich des sogenannten "Klassifikationsdoping", bei dem Athleten versuchen, sich in Kategorien mit größeren Beeinträchtigungen zu bewegen, um einen unfairen Vorteil zu erlangen. Frei tritt für eine gerechtere Bewertung im Sport ein.

Heinz Frei ist nicht nur ein herausragender Sportler, sondern auch ein Familienmensch. Mit seiner Frau Rita lebt er in Oberbipp, wo ihm eine große Wertschätzung entgegengebracht wird: Der Bahnhofplatz trägt seinen Namen, und ein Weg in Etziken erinnert ebenfalls an ihn. Miteinander kann die Familie in ihrer Heimat, die von Heinz so geschätzt wird, bleiben. Nun blickt er, mit einem Stolz in den Augen, auf das, was er erreicht hat, und auf das, was ihm noch bevorsteht - ein neuer Lebensabschnitt, der voller Möglichkeiten ist. Seine Geschichte ist ein inspirierendes Beispiel dafür, was es bedeutet, Entschlossenheit und Leidenschaft zu zeigen. Wer weiß, vielleicht bedeutet dies auch, dass das Beste noch kommt!