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Handwerker in der Schweiz: Ein Aufruf zur Anerkennung

2025-03-04

Autor: Gabriel

In der Schweiz sehen sich Handwerker häufig mit einem Mangel an Respekt und Wertschätzung konfrontiert. Die Situation ist so ernst, dass der Sanitärinstallateur Tim Brauchli aus Zürich mit einem provokanten LinkedIn-Post über 50'000 Reaktionen ausgelöst hat. Tim kritisiert die Arroganz gewisser Büroangestellten und setzt sich für die Würdigung des Handwerks ein. Er ist überzeugt, dass ohne die Arbeit von Handwerkern die Infrastruktur der Schweiz zusammenbrechen würde.

Besonders die herablassenden Bemerkungen, die Handwerkern oft begegnen, haben einen tief sitzenden Frust erzeugt. In einem Beispiel erwähnt Tim die Aussage eines Bankers, der spöttisch bemerkte: „Jemand muss das ja machen.“ Mit diesem Kommentar fühlte sich Tim persönlich angegriffen und stellte klar: „Ich leiste mehr als viele, wahrscheinlich mehr als er und seine Akademiker-Söhne.“ Seiner Meinung nach haben Handwerker eine Berücksichtigung in der Gesellschaft verdient.

Tim möchte mit seinem viralen Beitrag seiner Stimme Gehör verschaffen. Er erklärt: „Ich will nicht im Rampenlicht stehen, aber es braucht jemanden, der das der Gesellschaft sagt.“ Viele Handwerker scheuen sich, sich öffentlich zu ihrer Arbeit zu bekennen; er hingegen ist stolz auf den Wert, den er schafft. Er respektiert Büroangestellte, merkt jedoch an: „Ohne uns Handwerker läuft eben auch nichts.“

Der 22-jährige Polymechaniker Noel aus Zürich hat ebenfalls bittere Erfahrungen gemacht. Er musste sich oft anhören: „Hättest du mehr gelernt in der Schule.“ Solche abwertenden Kommentare sind sehr verbreitet und zeigen, wie falsch die Wahrnehmung des Handwerks ist. Viele Handwerker absolvieren nebenbei Weiterbildungsmaßnahmen, in der Hoffnung, in andere Branchen wechseln zu können, was zeigt, wie gering die Anerkennung in ihrem aktuellen Beruf ist.

Ein weiterer Insider ist Ronnie, 40 Jahre alt aus Aargau, der die Branche aufgrund des schlechten Images vor einigen Jahren verlassen hat. „Bereits vor 20 Jahren hat man uns eingeredet, dass ein bürotechnischer Abschluss mehr Geld und bessere Perspektiven bringt“, sagt er. Er wünscht sich, dass Handwerker stolz auf ihre Arbeit sind und anerkannt werden – dies müsse geschützt werden.

Ein besonders negatives Erlebnis hatte auch Marcel, 50, der in einem Schmuckladen, als er in Arbeitskleidung nach einem Geschenk suchte, kaum beachtet wurde. „Man hat mich richtig gemieden“, erzählt er verärgert.

Es ist deutlich, dass die Gesellschaft Handwerker braucht, aber auch, dass sie mehr Wertschätzung und Anerkennung verlangen. Tim Brauchli bringt es auf den Punkt: „Handwerker sind keine Menschen zweiter Klasse. Wir schaffen echten, greifbaren Mehrwert – und darauf können wir stolz sein.“

In diesem Kontext ist es wichtig, das Bewusstsein über die Tragweite und den Wert von Handwerksberufen zu schärfen. Handwerker sind das Rückgrat der Gesellschaft – aber sie verdienen es, mit Respekt behandelt zu werden. Der Aufruf zur Wertschätzung geht über die Grenzen des Handwerks hinaus und fordert uns auf, die Vielfalt der Berufe zu respektieren, die unserer Infrastruktur zugutekommen.