
Grönland steht vor den Wahlen - Unabhängigkeit ja – aber wann und wie?
2025-03-09
Autor: Luca
Direkter konnte es nicht ausgedrückt werden, als der amerikanische Präsident in der vergangenen Woche vor dem US-Kongress erklärte: "Ich habe heute Abend eine wichtige Mitteilung an die tollen Menschen in Grönland: Wir heißen Euch in den Vereinigten Staaten willkommen." Donald Trump fügte hinzu, dass die USA das Land im hohen Norden auf „die eine oder andere Art bekommen“ würden, was die Grönländer empörte.
Viele Grönländer waren über das höhnische Gelächter im Kongress bezüglich dieser Aussagen verärgert. Eine Studentin der Nukker Handelshochschule äußerte gegenüber dem grönländischen Rundfunk KNR: "Ich bin gegen einen Anschluss an die USA, Trump möchte sich doch nur an unseren Rohstoffen bereichern."
Aktuelle Schätzungen zeigen, dass die Vorkommen an Seltenen Erden in Grönland den weltweiten Bedarf für die nächsten 150 Jahre decken könnten. Dies könnte die geopolitischen Ansprüche und das Interesse an Grönland weiter anheizen, insbesondere angesichts der strategischen Lage Grönlands im Herzen der Arktis.
Die strategische Bedeutung Grönlands ist unbestreitbar, da das Land an wichtigen sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Schnittstellen zwischen Nordamerika, Europa, Russland und China liegt. Daher ist es kein Wunder, dass auch ehemalige Kolonialmächte, wie Dänemark, sich verstärkt um die grönländische Gunst bemühen, insbesondere im Kontext der bevorstehenden Wahlen.
Rasmus Jarlov, der Arktis-Sprecher der konservativen Partei im dänischen Parlament, sagte in einer Videobotschaft: "Ja, ihr regiert euch selbst, aber ihr seid auch dänische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger – und somit Teil Dänemarks." Dies markiert einen ungewöhnlich direkten Zugang der dänischen Regierung zu Grönland während des Wahlprozesses.
In Grönland selbst ist die Begeisterung über das große internationale Interesse begrenzt. Bei einer Demonstration vor dem Parlament in Nuuk betonte Ministerpräsident Mute B Egede: "Wir sind keine Amerikaner, wir sind keine Dänen, wir sind Grönländer." Dies reflektiert den starken Wunsch nach einer eigenen nationalen Identität.
Im aktuellen Wahlkampf haben sich alle politischen Parteien für eine Fortsetzung der seit einem halben Jahrhundert vorangetriebenen Entwicklung in Richtung Unabhängigkeit ausgesprochen. Es gibt jedoch große Meinungsverschiedenheiten darüber, wie schnell und unter welchen Bedingungen dieser Schritt vollzogen werden sollte.
Die intensiven Signale aus Washington und Kopenhagen haben die grönländische Wählerschaft polarisiert. Maria Ackrén, Professorin für Politik an der Universität Nuuk, betont, dass es für die zukünftige grönländische Regierung entscheidend sein werde, mit Kopenhagen bessere Bedingungen für die Weiterentwicklung des Landes auszuhandeln.
Diese "besseren Bedingungen" bräuchten insbesondere mehr grönländische Kompetenzen in der Nutzung eigener Rohstoffe, beispielsweise in der Fischerei und im Bergbau sowie bei Migrationsfragen. Ein großer Hinderungsgrund für eine unabhängige Entwicklung Grönlands ist die restriktive dänische Migrationspolitik, die die Anwerbung neuer Arbeitskräfte stark einschränkt.
Nach den Wahlen hoffen die Grönländer auf ein offeneres Ohr in Kopenhagen und einen gleichberechtigteren Austausch mit Washington. Der Weg zur Unabhängigkeit über die nächsten Schritte wird entscheidend sein für die Zukunft Grönlands und seiner Beziehungen zu den internationalen Mächten.