
Fremdscham und Voyeurismus: Warum Reality-TV niemals ausstirbt!
2025-09-02
Autor: Sofia
Reality-TV: Ein Phänomen, das nicht verblasst
„Bisch parat?“ fragten die Rapper einst im Titeltrack von „Big Brother Schweiz“. Und das Publikum war bereit: Seit 25 Jahren zählt diese Sendung zu den erfolgreichsten Reality-TV-Formaten.
25 Jahre „Big Brother Schweiz“ – Ein Dauerbrenner!
Die Begeisterung für die Show ist ungebrochen. Enno Reins, SRF-Kulturkritiker, erklärt den Erfolg mit der „Freude am Trash“: „Ich schaue etwas, über das ich nicht nachdenken muss – und genau das zieht die Zuschauer an.“
Voyeurismus und die Freude am Elend
Reins sieht die Anziehungskraft des Reality-TV auch im Voyeurismus und der Schadenfreude. Christine Lötscher, Professorin für populäre Literaturen und Medien an der Universität Zürich, teilt diese Einschätzung und ergänzt: „Es geht um das Mitfiebern und die Neugier.“
Diskussion als Lebenselixier
Ein entscheidender Grund, warum Reality-TV heute funktioniert, ist der Diskurs darüber. Lötscher erklärt: „Diese Formate leben von der Diskussion – sei es in Social Media oder im persönlichen Gespräch über die Teilnehmer.“
Konflikte inszenieren: Der Kern jedes Formats
Emotionen sind der Schlüssel für Gesprächsstoff. Lötscher schmunzelt: „Alles, was zur Aufregung führt, funktioniert.“ Das bedeutet, ein Reality-Format braucht einen Cast, der Konflikte erzeugt. Aber es dürfen nicht nur Streitereien sein; es braucht auch Nähe und Intimität. Sex bleibt ein zentrales Element – selbst wenn oft nur harmlose Infrarotaufnahmen zu sehen sind.
Moderne Themen, aber alte Muster
Ein neuerer Hit ist „Princess Charming“, ein Trash-Format aus Deutschland, in dem homosexuelle Frauen nach der „Liebe ihres Lebens“ suchen. „Reality-TV greift aktuelle Themen auf, um neue Zielgruppen zu erreichen“, erklärt Lötscher. Gleichzeitig bleibt das Ziel, die große Liebe zu finden – oft in einer monogamen Beziehung. Das zeigt die konservative Seite des Formats.
Geschlechterrollen und Schönheitsideale hinterfragen?
Selbst bei etablierten Showgrößen wie „Germany’s Next Topmodel“ hat sich wenig geändert. Obwohl Plus-Size-Models zugelassen werden, bleibt die Grundidee bestehen: Schönheit ist ein absoluter Wert, und attraktive Menschen haben es leichter im Leben.
Das Risiko des Fernsehens: Ein konservatives Publikum bedienen
Lötscher erklärt, dass viele TV-Sender und Streamingdienste kein Risiko eingehen wollen. Reality-Formate müssen eine Balance finden zwischen der Anziehung des konservativen Publikums und überraschenden Elementen. Aktuelle Themen sind wichtig, um relevant zu bleiben – trotz der oft konservativen Grundstruktur der Formate.