
Film «Heldin»: Reaktionen junger Pflegender und die Herausforderungen der Branche
2025-03-31
Autor: Lukas
Im Kino, in dem der Film «Heldin» läuft, ist gerade Pause. Enya, eine 23-jährige Pflegefachfrau in der Ausbildung, nutzt die Gelegenheit, um sofort eine Sprachnachricht an eine Freundin zu senden: «Hey, es ist total emotional und geht einem unter die Haut. Es ist so krass, weil du deinen Alltag im Film siehst. Wow, schön, dass das jemand mal auf die Leinwand gebracht hat. Es ist unglaublich. Wenn du jemand bist wie die im Film, die für alle da sein will, aber es nicht kann, weil andere unzufrieden sind – ich bin auch so – das fühlt sich einfach furchtbar an. Du burn-outest einfach. Und das jeden Tag.»
Nach dem Film war Enya so emotional aufgewühlt, dass sie weinend ihren Freund anrief. Der Film beschreibt die Herausforderungen im Pflegeberuf intensiv – Floria Lind, die Hauptfigur, kämpft während einer stark unterbesetzten Schicht mit den hohen Anforderungen und ihren eigenen Grenzen.
Der Pflegenotstand ist in der Schweiz bereits Realität. Aktuellen Studien zufolge könnten bis 2030 über 30.000 Pflegefachkräfte fehlen. «Heldin» zeigt die Schattenseiten des Berufs auf, und dennoch äußern viele junge Pflegende eine positive Resonanz. Christina Schumacher, stellvertretende Geschäftsführerin des Berufsverbands SBK, berichtet von einer Veranstaltung, bei der eine junge Frau aufstand und sagte: «Bei mir kam während des Films vielmehr der Gedanke auf: Jetzt erst recht!»
Trotz der Erschöpfung empfinden viele, dass ihre Arbeit sinnstiftend und unerlässlich ist. Dies zeigt sich daran, dass der überwiegende Teil der Pflegefachleute den Beruf mit der Überzeugung ergreift, dass ihre Arbeit wichtig ist.
Die Ausbildung zur diplomierten Pflegefachperson bereitet jedoch viele nicht ausreichend auf die Realität im Beruf vor. Laut einer aktuellen Studie finden nur etwas mehr als die Hälfte der 18- bis 30-Jährigen, dass ihre Ausbildung sie gut auf den Beruf vorbereitet hat. «Das ist alarmierend», sagt Schumacher, und hofft, dass «Heldin» einen positiven Einfluss ausüben kann.
Anna, 14 Jahre alt, besucht eine Vorstellung des Films und ist bereits fasziniert von der Pflegearbeit. Nach ersten Einblicken in ein Pflegeheim ist sie überzeugt, dass sie eine Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit anstreben möchte, insbesondere mit Interesse an der Psychiatrie.
In der Ausbildung werden viele junge Menschen jedoch überfordert, wie Schumacher anmerkt. Die finanziellen Rahmenbedingungen sind oft unzureichend, und viele Auszubildende finden sich in Situationen wieder, die ihre Kompetenz übersteigen. Alarmierende 15 % der Pflegenden bewerten ihren Gesundheitszustand als schlecht, und ein Drittel ist mit der Arbeit unzufrieden.
Dennoch gibt es auch positive Aspekte: Zwei Drittel der Pflegekräfte sind mit ihrer Arbeit zufrieden, insbesondere in der Spitex, wo die Zufriedenheit bei 75 % liegt. Die demografische Entwicklung wird das Problem des Fachkräftemangels jedoch weiter verschärfen. Um dem entgegenzuwirken, schlägt Schumacher vor, Reservepersonal einzuplanen und eine Einspring-Prämie für kurzfristige Vertretungen einzuführen.
Auch Enya und viele ihrer Kolleg:innen wünschen sich flachere Hierarchien und eine bessere Anerkennung ihrer Arbeit. «Es ist meine Leidenschaft», sagt Enya entschlossen, als die Lichter im Kinosaal wieder angehen. «Wir brauchen mehr Menschen, die diesen Beruf aus Überzeugung ausüben, nicht nur um den Lebensunterhalt zu verdienen.»
«Heldin» hat bereits viele Diskussionen angestoßen und könnte eine Bewegung in Gang setzen, die die Pflegeberufe in ein positiveres Licht rückt und ANREIZE schafft, trotz der Herausforderungen in der Branche. Wie wird sich die Zukunft des Pflegeberufs entwickeln? Das bleibt abzuwarten – doch der Film hat definitiv eine Debatte angestoßen.